Berichte Kolumne

Bewegung ist Trumpf

Um den Jahreswechsel herum blicke ich immer zurück auf das vergangene Jahr. Was ist passiert, was hat aufgeregt, was davon war wirklich wichtig, wo hat sich Zeit-Einsatz gelohnt, was war unnötig, obwohl es zunächst wichtig erschien und - was hat mich besonders bewegt?


Jede(r) von uns hat besondere Interessensgebiete aus Hobby, Familie oder Beruf. In unserer von Unmassen an Informationen geprägten Zeit können wir auch gar nicht mehr alles intensiv verfolgen. Wir filtern, sicher auch aus Eigenschutz, „unsere“ Themen heraus. Zwei meiner Favoriten sind Gesundheit und Bewegung.
Mitte des Jahres sprang mich in einer Zeitschrift für Läufer dieses Zitat an: „Kümmere Dich um Deinen Körper. Es ist der einzige Ort zum Leben, den Du hast.“ (Jim Rohn)


Wie wahr – das Zitat lässt mich seitdem nicht mehr los. Bei vielem, was ich sehe und lese, hab ich es immer wieder vor Augen.


Diabetiker und alle, die mit chronischen Erkrankungen oder Behinderungen leben, müssen sich jeden Tag um ihren Körper kümmern, zumindest um die Aspekte, die ihre spezifische Situation verlangt. Aber: Tun wir darüber hinaus alle genug? Oder geht es im Alltag unter? Wo können wir was besser machen?


Irgendwann flatterte eine Pressemeldung mit dem Titel „Bewegt Euch! Kinder sitzen fast 70 Prozent ihrer wachen Zeit“ ins Redaktionspostfach. Darin wurde eine Studie zitiert, deren Auswertung ergeben hat, dass Kinder und Jugendliche im Schnitt an Werktagen rund 10,5 Stunden und an Wochenenden 7,5 Stunden sitzend verbringen. Rund 4,8 Stunden entfallen an Werktagen auf Schulstunden und 1,1 Stunden auf Hausaufgaben oder Lernen zu Hause – diese Sitzzeiten steigen mit jeder Klassenstufe kontinuierlich.


Wir alle wissen: Zu wenig Bewegung ist ungesund – natürlich für uns alle, aber bei den Kindern legen wir die Grundlagen!


Ein Rückblick: Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen. Wir waren nach den Hausaufgaben draußen zum Spielen, zugegeben: Wir hatten auch den Platz. Wir gingen den Schulweg in die Grundschule, je nach Route 1-1,5 km lang, zu Fuß. Auf den gemeinsamen Wegstrecken ratschten wir, verabredeten uns – ok, wir haben uns auch manchmal verbummelt – das gab Ärger. Heute kann ich die Sorge meiner Eltern verstehen. Zurück in die Schule: Wir mussten zu jeder Pause raus, egal ob 30° Hitze, Regen oder Schnee – die einzige, seltene Ausnahme war Glatteisregen! Alles überlebten wir – mit uns die Pausenaufsicht – mit passender Kleidung. Das ist jetzt gut 40 Jahre her.


Meine Kinder sind in der Großstadt aufgewachsen – hier war vieles natürlich anders, man konnte sie nicht so früh alleine laufen lassen. Freiräume zum Spielen lagen nicht vor der Tür – Großstädter kennen das! Die Schulwege wurden aber in der Regel zu Fuß „erledigt“ – bei den Kleinen hatten wir Eltern aus der Nachbarschaft abwechselnd jeweils eine Woche „Begleitdienst“. Aber schon damals, 20 Jahre her, wunderte ich mich über die Drinnen-Pausen - und fand sie gar nicht gut.


In den letzten drei Jahren sind in meiner Nachbarschaft mehrere Grundschulen, öffentlich wie privat, entstanden. Diese Schulen liegen an keiner Hauptverkehrsstraße, die S-Bahn-Station ist 300 m entfernt, die nächste U-Bahn-Station 500 m – es gibt viele Fußwege abseits der Straße – dies als kurze Beschreibung vorweg. Das Verkehrschaos, das sich durch Hol- und Bringedienste der Eltern per Auto täglich bei Schulbeginn und –ende ergibt, ist fast unbeschreiblich. Sie begründen diesen Fahrdienst mit zeitlichen Ressourcen und mit der Gefährlichkeit des Schulwegs! Gerade letzteres ist selbst verursacht durch die Rücksichtlosigkeit der Fahrweise und des Parkverhalten dieser Eltern!


Ich frage mich: Muss das sein? An Grundschultüren sieht man heute überall Schilder wie „ Ab hier kann ich alleine gehen!“ Vielleicht brauchen wir rund um Schulen verkehrsberuhigte, autofreie Zonen mit ähnlich lautenden Schildern, damit wir unsere Kinder wieder laufen lassen können - und ihnen damit auch ein Stück ihrer Souveränität zurück geben.


Es gibt definitiv – in der Großstadt und auf dem Land – viele notwendige Fahrdienste für unsere Kids, anderes würden sie sicher auch heute gut alleine bewältigen – und nebenbei Erfahrungen machen, die wir ihnen bisher vorenthalten.


Am Beispiel unserer Kinder will ich deutlich machen, dass Bewegung in der heutigen Zeit schnell zu kurz kommt, wenn wir nicht über Veränderungen nachdenken. Bewegung gehört in unseren Alltag, wir können sie doch nicht nahezu komplett in Sportstunde, Sportvereine und Fitnessstudios „auslagern“.


Wir alle haben ein Interesse daran, möglichst lange körperlich und geistig fit zu bleiben. Ein wichtiger Baustein dazu ist Bewegung, denn wir werden nicht als „Sitzlinge“ geboren, sondern sind eigentlich „Lauftiere“. Kleine Kinder bewegen sich gerne und viel – wenn sie dürfen.


Ich wünsche Ihnen einen guten Start in ein  bewegtes, positives und gesundes Jahr 2018.


Ihre Marion Köstlmeier