Kolumne

Kolumne: Energiewende?

Erdbeben und Tsunami überrollten im März Japan - das allein, die komplette Zerstörung eines riesigen Gebietes, viele Tote und Vermisste, wäre schon schlimm genug, aber dann kamen noch viel schlimmere Meldungen: Kernkraftwerke sind mit betroffen! Das Erdbeben hatten die Reaktoren gut überstanden, der darauffolgende Tsunami aber war zu viel: Durch ihn fiel die Kühlung der Reaktoren aus und das Unglück nahm seinen Lauf. Die Meldungen überschlugen sich und von Mal zu Mal wurde es dramatischer. Dabei hatte Japan bei der Planung viel bedacht, aber die Natur hielt sich nicht an den für die Planer vorstellbaren „worst case“, denen die Reaktoren hätten Stand halten können. Schon einige Wochen vorher bebte die Erde in Neuseeland und verwüstete die Stadt Christchurch – auch sie war baulich gut gerüstet und trotzdem gab es sehr viel Zerstörung und viele Tote.

Die Natur hält sich nicht an unsere Vorgaben: Nicht wir beherrschen sie, sondern sie beherrscht uns!

Wir sind dieses Mal weit weg, vor 25 Jahren waren wir sehr nah dran: An Tschernobyl kann sich sicher jeder von uns erinnern! Ich war damals gerade neu in München, dann kam der radioaktive Niederschlag und man sollte am Besten nichts mehr von draußen essen – dabei machten bald darauf die Erdbeerfelder mit ganz leckeren Früchten auf! Angst machte sich überall breit. Ich konnte nicht lange widerstehen – das schlechte Gewissen war aber auch dabei.

Damals wurde viel versprochen, Kernkraftwerke sollten sicherer werden – und jetzt das! Wähnten wir uns doch in Sicherheit, dass so etwas nie wieder geschehen könnte, schon gar nicht in einem Land wie Japan, dessen Kernkraftwerke mit Sicherheit höheren Standards entsprechen als in so manch anderem Land!

Strom brauchen wir, das ist klar. Aber sollten wie nicht auch mal darüber nachdenken, wie Energie einzusparen ist als immer mehr Energie zu verbrauchen? Wir leben im Luxus - ist wirklich alles immer nötig? Und: Könnte man die Geräte nicht sparsamer machen – ein Stichwort ist hier der Standby-Betrieb! Aber viele Geräte kann man gar nicht komplett von Netz nehmen, will man sie danach nicht jedes Mal neu programmieren! Das ist doch Unsinn! Leider ist uns nicht bewusst, wie viel Energie so verschleudert wird: Aber es geht nicht nur um Strom, sondern auch um fossile Brennstoffe. Wir meckern über hohe Preise, nehmen sie aber oft ohne Konsequenzen zu ziehen hin – und hier meine ich mit Konsequenzen ziehen nicht, den Anbieter zu wechseln. Nein: Ich rege an, darüber nachzudenken, wie jeder Einzelne Energie einsparen kann. Viele legen die kleinsten Wege mit dem Auto zurück – dabei könnte man auch mal zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren! Stichwort Auto: Heutige Autos verbrauchen, obwohl auf Sparsamkeit getrimmt, wenn überhaupt, nicht viel weniger Benzin als vor 30 Jahren! Warum ist das so? Die Motoren sind heute sparsamer, aber in den Autos steckt immer mehr Technik – teils für die Sicherheit wie Airbags, ESP, ABS usw. und teils Luxus, z.B. Klimaanlagen – das macht die Autos schwerer! Wog ein Fiesta (mein damaliges Auto) in den 80er Jahren etwa 750 kg, sind die Modelle heute rund 300 kg schwerer – 40% mehr Gewicht muss erst einmal bewegt werden!

Mehr Luxus heißt, heute zumindest, auch mehr Energieverbrauch!

Aber in einem anderen Bereich sind die meisten von uns wahre Energiesparer, nämlich da, wo es um die körpereigene Energie geht! Damit geizen wir, nutzen selbstverständlich Rolltreppe oder Fahrstuhl anstatt Treppen zu steigen, fahren kurze Wege mit dem Auto anstatt zu Fuß zu gehen oder das Fahrrad zu nutzen. In Haushalt und Garten nehmen uns eine Vielzahl von elektrischen Helfern körperliche Arbeit ab.

Dabei täte uns mehr Bewegung so richtig gut! Wir wären leichter, fitter und beweglicher – auch auf unsere Psyche wirkt sich Bewegung sehr positiv aus! Kurz gesagt: Wir wären gesünder!

Das wäre doch super, oder? Warum ziehen wir dann nicht die Konsequenzen? Statt dessen finden wir immer neue Ausreden, warum das jetzt oder überhaupt nicht geht. Ein oft genannter Grund: Die Zeit fehlt! Wirklich? Wenn wir Raubbau an unserer Gesundheit treiben, müssen wir später ein Vielfaches dieser Zeit ständig für Arztbesuche und Therapien einsetzen! Keine schöne Vorstellung!

Übernehmen wir alle mehr Verantwortung für uns selbst und versuchen, in unserem eigenen Leben etwas zu ändern! Auswirkungen hat das auf alle:

  • Wird weniger Energie verbraucht, muss auch weniger erzeugt werden - es können Kraftwerke vom Netz gehen.
  • Sind wir gesünder, steigen die Gesundheitskosten nicht weiter, es drohen keine weiteren Zusatzbeiträge, für die Behandlung Kranker ist genug Geld da und die Ärzte haben auch die entsprechende Zeit, sie intensiv zu betreuen!

Eine schöne Vision, oder nicht?

Ihre
Marion Köstlmeier