Kolumne

Vertrauen ins Gute

Die Nachrichten zum Anschlag auf „Charlie Hebdo“ und der Ereignisse der Folgezeit haben uns sicher alle erschüttert – so hatten wir uns den Beginn des neuen, hoffnungsvollen Jahres 2015 sicher nicht vorgestellt. Letzten Juli stürzte die MH 17 ins Meer und wie sich später herausstellte, waren daran weder Wetter noch technische Probleme schuld – nein, die zivile Passagiermaschine wurde abgeschossen, Urlauber und Geschäftsleute „aus Versehen“ einfach so vom Himmel geholt!


Überall traf es unschuldige Menschen, völlig unvorbereitet, ihr Leben war plötzlich zu Ende. Zurück blieben trauernde, auseinandergerissene Familien, deren Zukunftspläne allesamt mit gestorben sind – sie müssen mit dem großen Verlust leben lernen.


Aber nicht nur auf die unmittelbar Betroffenen hatte diese Ereignisse Auswirkungen - unser aller Sicherheitsgefühl wurde, wieder mal, erschüttert! Für viele von uns ist eine sichere Basis wesentlich für unser Wohlbefinden. Wir wollen sichere, fair bezahlte Arbeitsplätze, Verlässlichkeit der späteren Rente, gute Gesundheitsversorgung, stabile und harmonische Familienverhältnisse usw.
Wir ackern und tun alles für den Arbeitsplatz, um ihn ja nicht zu verlieren; wir sichern uns, soweit möglich, über sinnvolle und unsinnige Versicherungen ab in der Hoffnung, dass sie uns im Notfall helfen mögen. Wir versuchen, unseren Kindern gute Bildungschancen und eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Diabetiker bemühen sich um eine gute Blutzuckereinstellung, um Folgeerkrankungen zu vermeiden bzw. das Fortschreiten zu stoppen.


Und dennoch sehen wir in unserem Umfeld oder haben es auch selbst erlebt – wir haben nicht alles selbst in der Hand. Trotz 200 % Einsatz sind aus vielen Gründen Arbeitsplätze leider immer seltener „sicher bis zur Rente“ und Versicherungen, natürlich zu unserer Absicherung im Notfall abgeschlossen, leisten auch nicht immer und alles, sondern suchen das noch so kleine Schlupfloch, um nicht zahlen zu müssen.


Für Diabetiker ist natürlich gerade auch die Sicherheit der medizinischen Versorgung wichtig – sie brauchen die medizinischen Versorgungseinrichtungen in Wohnortnähe und - wir müssen uns auf unsere Krankenversicherung verlassen können. Dabei sehen und lesen wir immer wieder, dass es zunehmend schwieriger wird, „besondere“ medizinische Leistungen zu erhalten, z.B. neue, innovative Medikamente oder Hilfsmittel wie Insulinpumpen und – im Moment noch ganz schwierig – continuierliche Messsysteme. Dies nur ein paar Beispiele aus dem Bereich der Diabetologie.


Obwohl unser Sicherheitsgefühl sehr leidet, leben wir in einem Sozialstaat, der, bisher zumindest, Notlagen abfängt. Gut, wir wissen alle, dass dies ein Leben mit vielen Abstrichen ist – aber, und das muss auch gesagt werden: Viele Menschen, die Vollzeit arbeiten und nur Mindestlohn verdienen, sind nur wenig besser gestellt.
Anschläge in welcher Form auch immer, werden sich nie ganz verhindern lassen. Solche Nachrichten sind über Tage und Wochen Topthema in Tagesschau, heute und co. Und wirken deshalb lange nach. Es ist ein unendliches Pech, wenn man hier hinein gerät.


Wir sind alle gut beraten, uns davon nicht zu sehr beeinflussen oder lähmen zu lassen. Vielleicht hilft es, die Welt zu verändern und ein bisschen friedlicher zu machen, wenn wir alle versuchen, ganz viel Vertrauen ins Gute und Positive zu setzen, landläufig „Gottvertrauen“ genannt. (ohne mit diesem Begriff Gläubige anderer Religionen oder Atheisten auf die Füße treten zu wollen – denn klar ist eins: Radikale Menschen gibt es in allen Religionen, man denke nur, was die christlichen Kirchen in der Vergangenheit alles falsch gemacht haben).


Hut ab vor den jungen Menschen heute, die trotz aller Widrigkeiten, die ihre Eltern- und Großelterngeneration so nicht durchleben mussten, auf den Weg machen und Familien gründen! Darunter sind auch viele Menschen mit Migrationshintergrund, den man ihnen nicht ansieht, weil sie hier aufgewachsen und voll integriert sind, darunter auch viele Muslime. Wir sollten unsere junge, bunte Generation unterstützen, sie sind die Zukunft.


Ihre Marion Köstlmeier