Viele von Typ-1-Diabetes Betroffene treibt eine große Sorge um: Was ist, wenn ich meinen Diabetes einmal nicht mehr selbst managen kann? Wer stellt meine adäquate Therapie sicher, um die ich mich selbst jahrzehntelang bestmöglich gekümmert habe? Wir wünschen uns (und fordern) fachlich kompetente gut geschulte Pflegekräfte im ambulanten und stationären Bereich.
Nicht nur wir Betroffene haben das Problem erkannt - auch der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD). In seiner Pressemeldung vom September 2023 fordert er „flächendeckende Diabetes-Schulungen für Langzeitpflegende und eine sichere Finanzierung“.
Auszüge der VDBD-Pressemitteilung:
Ältere Menschen mit Diabetes Typ 1 benötigen eine spezialisierte Pflege und Betreuung, um sicherzustellen, dass ihre gesundheitlichen Bedürfnisse angemessen berücksichtigt werden und es nicht zu lebensgefährlichen oder lebensverkürzenden Komplikationen kommt. Dazu gehört ein individueller Pflegeplan, der Medikation, Mahlzeiten und Aktivitäten exakt aufeinander abstimmt. Neben der regelmäßigen Kontrolle des Blutzuckerspiegels und entsprechenden Insulingaben sollten auch Diabetes-Komplikationen wie Fußprobleme oder Augen- und Nierenerkrankungen im Blick behalten werden. „Pflegeheime müssen sicherstellen, dass entsprechende Testgeräte vorhanden sind, dass die Pflegekräfte zu Diabetes, Insulingabe und -management geschult und in der Lage sind, Notfall-Situationen wie eine drohende Unterzuckerung zu erkennen“, führt Häusler aus. Wichtig sei auch eine klare und sorgfältige Dokumentation, um die Pflegepläne in Abstimmung mit medizinischem Personal anpassen zu können.
Zu wenig Zeit, zu wenig Wissen
Doch diese aufwändigen Prozeduren sind selten in Altersheimen oder im ambulanten Pflegedienst abgebildet. „Wenn überhaupt liegt die Aufmerkamkeit eher auf Typ-2-Diabetes, der bei älteren Menschen wesentlich häufiger auftritt und deutlich weniger an Pflege bedarf“, erläutert VDBD-Vorstandsmitglied und Diabetesberaterin Theresia Schoppe. „Unsere Erfahrungen zeigen, dass Pflegekräfte leider nur selten für entsprechende Diabetesschulungen freigestellt werden. Sie müssen die Fortbildung oft in ihrer Freizeit machen.“
Ein weiteres Problem sei, dass mit der zunehmend komplexeren Diabetestechnologie der Kenntnisstand bei den Betreuenden drastisch abnimmt. Derzeit sind Heimbewohner meist gezwungen, ihre Insulinpumpe und ihr CGM-Messgerät an der Pforte des Pflegeheims zugunsten der herkömmlichen Insulinspritze abzugeben. „Würde an dieser Stelle in entsprechende Ausbildung und Schulung investiert, könnten Betroffene künftig weiterhin von der sicheren und effektiven technologischen Unterstützung profitieren. Gleichzeitig wären die Pflegekräfte deutlich entlastet, da Mahlzeiten, Bewegung und Insulingabe digital aufeinander abgestimmt und überwacht werden können“, gibt Schoppe zu bedenken. Gleiches gilt für pflegende Angehörige.
Bedarf an gut informierten Pflegekräften und Angehörigen steigt
Der VDBD fordert, dass Schulungen für Pflegende, Angehörige und Patienten einheitlich geregelt und finanziert werden. Es dürfe kein Zufallsprinzip sein, ob Menschen mit Diabetes eine angemessene Versorgung erhalten, so Häusler und Schoppe. Die Diabetesberaterinnen weisen darauf hin, dass mit dem VDBD-Schulungsangebot bereits eine ausreichende Basis dafür existiere. Ihr Appell gilt den Verantwortlichen der Pflegeeinrichtungen, Krankenkassen, aber auch der Länderpolitik, hier einen strukturierten und sicheren Finanzierungs- und Versorgungsrahmen zu schaffen.
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