Kolumne

Unser täglich Brot

Am 18. Juni 2015 verabschiedete die Bundesregierung das „Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention (Präventionsgesetz – PrävG)“. Es soll helfen, lebensstilbedingte Volkskrankheiten wie Diabetes Typ 2, Bluthochdruck, Übergewicht, Herz- und Gefäßerkrankungen einzudämmen.


Dass es höchste Zeit zum Handeln ist, dürfte jedem klar sein - die meisten unserer Zeitgenossen bewegen sich zu wenig und essen nicht gerade gesund.


Die Parlamentarische Staatssekretärin Ingrid Fischbach zum PrävG: „Mit dem Präventionsgesetz stärken wir die Gesundheitsförderung direkt im Lebensumfeld – in der Kita, der Schule, am Arbeitsplatz und im Pflegeheim. Außerdem werden die Früherkennungsuntersuchungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene weiterentwickelt, und der Impfschutz wird verbessert. Ziel ist, Krankheiten zu vermeiden, bevor sie entstehen.“


Um dies zu erreichen, sollen alle Akteure – gesetzliche und private Krankenversicherungen, Unfall-, Renten- und Pflegeversicherungen, Kitas, Schulen, Kommunen, Betriebe, Pflegeeinrichtungen usw. – eng zusammen arbeiten.


Das hört sich erst mal gut an. Was es bringt, wird die Zukunft zeigen. Eines hat sich aus unserer Sicht getan: Wir haben Anfragen von einigen Betrieben, die aktiv werden und im Bereich Diabetes die Selbsthilfe mit einbeziehen.


Aber das reicht natürlich nicht. Es muss an vielen Stellen sehr viel passieren. Aufgegriffen wird das Thema groß in Sachen Kita und Schule – klar, die Jüngsten sind uns allen sehr wichtig und da gibt es ganz viel zu tun. Aber wir dürfen auch die Millionen Erwachsenen, die im Berufsleben stehen, nicht vergessen. Viele von ihnen sitzen sich buchstäblich täglich viele Stunden den Hintern auf Bürostühlen vor Monitoren, in Meetings oder in Zügen bzw. PKWs auf dem Weg zum nächsten Termin platt! Heute wissen wir: Das ist nicht besonders gesund. Der ergonomischste Arbeitsplatz kann die so wichtige Bewegung nicht ersetzen. Hier muss, wie auch immer, mehr körperliche Aktivität her, denn, auch das hat eine Studie gezeigt: Die Stunde Sport am Abend (sofern sie überhaupt passiert) hebt die negativen Wirkungen des ganzen „Sitztages“ nicht auf. Aber, auch das kam heraus: Kleine Bewegungspausen immer wieder zwischendurch heben die Negativwirkung auf – da muss es doch Möglichkeiten und Ideen geben!


Bevor jetzt einer schreit, dass dies produktive Arbeitsminuten kostet: Mehr Sauerstoff durch Bewegung bringt die Hirnzellen auf Trab und lässt sie danach schneller und effektiver arbeiten – bei mir ist das so. Und wer daran zweifelt, liest bitte mal nach, wie viele Fehltage es aufgrund von Rückenproblemen gibt.


Großes Thema ist auch die Ernährung: Hier gibt es für die meisten von uns viel zu tun – und auch für die Politik, die dafür den Lobbyisten der Nahrungsmittelindustrie unangenehm auf die Füße steigen muss, damit endlich gesündere Lebensmittel produziert werden.


Wollen wir den Kunstfraß in industriell hergestellten Lebensmitteln? Wissen wir eigentlich, was da so drin ist? Wer liest und versteht denn noch die Zutatenlisten auf den Verpackungen? Bei vielem fragt man sich doch ernsthaft, was das darin zu suchen hat bzw. man muss es erst mal „googlen“. Ja, die Zeitersparnis lockt - mich auch immer wieder, aber mal ganz ehrlich: Nehmen Sie mal ein älteres Kochbuch in die Hand – da gibt es viel leckeres zu entdecken, aus wenigen und simplen Zutaten.


Beispiel Brot: Früher, als die Kinder klein waren, habe ich oft Brot gebacken – es kostet Zeit, ist aber simpel: Wasser, Mehl, Prise Salz, Kleinigkeit Öl, Hefe, Kleinigkeit Zucker oder Honig für die Hefe – das sind die Zutaten, die man natürlich durch verschiedene Mehlsorten und weitere Zugaben wie z.B. Nüsse, Sämereien und mehr ergänzen kann.


So macht das auch der traditionelle Bäcker – aber nicht die immer mehr aus dem Boden schießenden Backshops oder die Backautomaten in den Supermärkten. Damit das funktionieren und gut ausschauen kann, sind Zusatzstoffe drin, von denen wir nicht wissen, ob sie uns wirklich gut tun.


Oder die, so scheint es, praktischen Aufbacksemmel fürs Sonntagsfrühstück: Bei uns gibt es sie nicht mehr – warum? Irgendwas ist da drin, das bei beiden Diabetikern der Familie trotz korrekter Berechnung nach Nährwertanalyse und vorschriftsmäßiger Zubereitung den Blutzucker nach oben schießen lässt.


Unsere Konsequenz: Schluss damit – wir gehen am Wochenende zum Bäcker unseres Vertrauens. Zwar etwas teurer, aber rundherum gesünder.


Wir Konsumenten sind gefragt – nur durch unser Verhalten können wir Dinge verändern. Mir scheint, als ob das Bewusstsein dafür wächst, denn nicht umsonst boomen Kochsendungen im Fernsehen.


Ihre
Marion Köstlmeier