Berichte

Neue Horizonte

Obwohl in manchen Landesteilen die Skisaison noch in vollem Gange ist, regt sich allüberall schon die Natur - sie macht sich bereit, um mit voller Macht nach langer Winterruhe hervorzubrechen und sich den Widrigkeiten des Klimas in den kommenden Monaten zu stellen! Knospen schwellen an, die ersten Zwiebelblumen blühen und manchmal sind um die Mittagszeit herum die ersten fleißigen Bienchen in der prallen Sonne unterwegs. Es geht wieder los – die Natur erwacht, der Frühling kommt! Und, wenn alles gut geht, können wir im Sommer und Herbst reiche Ernte einfahren.

 

Die Natur macht es uns vor: Nach kurzem Rückzug zum Kraftschöpfen im Winter stellt sie sich bedingungslos und voller Vertrauen den Herausforderungen der neuen Wachstumsperiode.

 

Ist das übertragbar auf uns Menschen?

 

Manchen Herausforderungen stellen wir uns aus unserer Natur heraus: Babies lernen unermüdlich: Sitzen, Krabbeln, Laufen und Sprechen - manchen gelingt es früher, anderen später. Diese Herausforderungen sind uns in die Wiege gelegt. Vor andere Herausforderungen stellt uns unsere gesellschaftliche Ordnung, unsere Kultur: Jedes Kind kommt in die Schule, um Lesen und Rechnen zu lernen - ohne diese Fertigkeiten kommt man in unserer Gesellschaft nur schwer zurecht.

 

Wieder andere Herausforderungen treffen uns unvorbereitet und plötzlich und es hilft nur eins: sie anzunehmen und zu integrieren. Eine solche Herausforderung ist mit Sicherheit die Diagnosestellung Diabetes und hier ganz besonders Typ-1-Diabetes - bei sich selbst, beim Partner oder beim Kind: Die Unbeschwertheit des Alltags ist erst einmal dahin: Alles ist anders - chronisch krank, das ist schon schwer zu verdauen. Aber dann kommt noch Vieles dazu: Mehrmals täglich Blutzuckermessungen, Insulindosen berechnen, Insulin spritzen, Essen berechnen, Bewegung/Sport einkalkulieren und alles aufeinander abstimmen – das ist am Anfang ungewohnt, schwierig und mit Ängsten vor Fehlern verbunden, aber man wächst mit der Zeit hinein - man muss ja, einen anderen Weg gibt es nicht. Auch die Diagnose Typ-2-Diabetes ist bestimmt nicht einfach zu verdauen - und das Schlimmste dabei, finde ich jedenfalls: Typ-1-Diabetiker müssen am Anfang zwar ganz viel lernen, werden aber auch wirklich intensiv an die Hand genommen und geschult - das fehlt bei Typ-2-Diabetes, es sei denn, das kind wäre schon in den Brunnen gefallen und die Diagnose erst durch eine Folgeerkrankung (z.B. nach Herzinfarkt) gestellt. Typ-2-Diabetiker kriegen am Anfang meist nur schlaue Tipps wie „Nehmen Sie ab“, „Ernähren Sie sich gesund“ oder „Bewegen Sie sich mehr“ - und werden damit alleine gelassen, dabei könnte man mit intensiver Betreuung hier ganz viel in Richtung Lebensstiländerung bewirken.

 

Und dann gibt es Herausforderungen, denen man sich freiwillig stellt, z.B. dem Erlernen einer neuen Sprache oder einer neuer Sportart. So bin z.B. ich zu Beginn des Jahres vom Klassik-Langlauf auf Skating umgestiegen: Es sieht bei den Könnern so einfach und dynamisch aus, aber der Weg dahin ist von Hinfallen und Aufstehen und diversen anderen Höhen und Tiefen gepflastert, aber „Übung macht den Meister“ und deshalb läuft es jetzt schon ganz gut – und in der nächsten Saison bestimmt noch besser!

 

Und Ihre neue Herausforderung?

 

Mein Vorschlag: Engagieren Sie sich in bestehenden Selbsthilfegruppen oder gründen Sie sie dort, wo es keine gibt. Oder haben Sie ein besonderes Talent/Engagement, das Sie im Landesvorstand/Landesverband einbringen könnten? Auch hier gilt: Nehmen Sie die Herausforderung an. Man wächst mit seinen Aufgaben. Jeder SHG-Leiter hat einmal angefangen – und entweder die Gruppe selbst aufgebaut oder sie vom Vorgänger übernommen. Es ist noch nie ein Meister vom Himmel gefallen. Jeder musste und durfte lernen! Ein Lohn: Ehrenamtliches Engagement hält fit und gesund, das belegen viele Studien.
Wäre das nicht die richtige Herausforderung für Sie?

 

Ihre Marion Köstlmeier