Kolumne

Fangprämien – Kopfgelder – sollte nicht die Qualität überzeugen?

In aller Munde waren Anfang September die Meldungen zur Kopfprämie, die manche niedergelassenen Ärzte für Klinikeinweisungen ihrer Patienten erhalten – nicht zu verwechseln mit legalen Verträgen, die Leistungen und Gegenleistungen, z.B. Vor- und Nachsorge, genau regeln, sie sollen Doppeluntersuchungen vermeiden und Kosten sparen.


Nein - hier zahlen Kliniken Ärzten Prämien für das Einweisen von Patienten, ohne Gegenleistung. Und wovon wird das finanziert? Wohl aus den Krankenkassenbeiträgen der Versicherten. Da fragt man sich ernsthaft, ob dieses Geld hier richtig aufgehoben ist – es sollte doch uns Patienten zugute kommen, oder? Sicher, es sind mal wieder wenige schwarze Schafe unter den niedergelassenen Ärzten, die ihren Berufsstand in Verruf bringen, aber immerhin betrifft dies geschätzt 5 % aller Klinikeinweisungen im Jahr, so die Deutsche Krankenhausgesellschaft. In konkreten Zahlen heißt das, für ca. 890.000 Klinikeinweisungen flossen solche Gelder.


Wollen wir Patienten das so? NEIN, natürlich nicht. Wir sollten unseren Ärzten vertrauen können, dass sie uns neutral die bestmögliche Behandlung empfehlen und uns in die qualifizierteste Klinik einweisen, schließlich verfügen sie über die nötige Fachkompetenz!


Kooperation und Korruption - im Gesundheitswesen ist für alles Platz und manchmal verwischen die Grenzen schon sehr - und hier geht es leider in erster Linie nicht um das Wohlergehen und das Beste für den Patienten, Qualität muss entscheidend sein!


Der Patient ist zweimal der Dumme: Er landet möglicherweise, und dieser Verdacht liegt nahe, in einer für ihn weniger geeigneten Klinik, erhält nicht die bestmögliche Behandlung und er finanziert diesen Missstand auch noch unwissentlich selbst! Aber nicht nur hier gibt es Prämien!


Fangprämie bei diabetesDE!

Im Diabetes-Radio-Interview vom 11. Juli 2009 (<link http: typo3 www.diabetes-radio.de diabetesde-vorstellung-und-kritische-fragen>www.diabetes-radio.de/2009/07/11/diabetesde-vorstellung-und-kritische-fragen/) berichtet Dr. Dieter Garlichs, Geschäftsführer von diabetesDE Helga Uphoff gegenüber, dass VDBD-Mitglieder (Verband der Diabetesberatungs- und schulungsberufe, zusammen mit der DDG (Deutsche Diabetes Gesellschaft) Gründungsmitglied von diabetesDE) pro 10 neu geworbene Mitglieder für diabetesDE aus dem Patientenbereich einen 25-Euro-Gutschein für Produkte des Kirchheim-Verlags erhalten!


Auch wenn Dr. Garlichs es nicht so sieht, ist dies eine Kampfansage gegenüber unserem Selbsthilfeverband! diabetesDE versucht mit unfairen Mitteln Patienten als Mitglieder zu werben, um ihre Arbeit zu finanzieren und um auch diese Gruppe vertreten zu können, nachdem der Deutsche Diabetiker Bund mit seinen Landesverbänden sich nicht mit Haut und Haaren von diabetesDE verschlingen und damit die Patientenstimmen untergehen lassen möchte, denn die Patienten wären bei diabetesDE zahlenmäßig den anderen Gruppen zwar weit überlegen, hätten trotzdem aber nur ca. 1/3 der Stimmen und damit keine wirkliche Chance, die eigenen Interessen gegenüber den Fachleuten durchsetzen zu können.


Im gleichen Interview erklärt Dr. Garlichs, dass diabetesDE selbst keine Selbsthilfegruppen gründen möchte, also keine eigentliche Selbsthilfearbeit leisten wird. Dies könne der Deutsche Diabetiker Bund mit seinen Landesverbänden und deren regionalen Strukturen, verbunden mit jahrzehntelanger Erfahrung, viel besser, erkennt er an. Was er aber nicht sieht, ist, dass die Landesverbände und auch wir als Diabetikerbund Bayern Mitglieder brauchen, um diese Arbeit vor Ort leisten zu können.


Der Diabetikerbund Bayern mit den anderen Landesverbänden und der Bundesverband betreuen, unterstützen und schulen Selbsthilfegruppen und deren Leiter(innen), das ist bei diabetesDE nicht vorgesehen. Sie wollen nur Mitglieder! Das Geld brauchen Ärzte, Forschung und die Organisation selbst.


Will diabetesDE wirklich ein faires Miteinander oder doch ein Gegeneinander mit dem Deutschen Diabetiker Bund bzw. dem Diabetikerbund Bayern? Wenn es wirklich um das Wohl der Diabetiker ginge, müsste man im Gespräch bleiben und wirklich zuhören, wo die Kritik der Patientenorganisation liegt und hier gemeinsam an Lösungen arbeiten und nicht mit „Fangprämien“ in Praxen und Kliniken, auf die die Patienten angewiesen sind, Mitglieder fischen!


Fakt ist, dass nur eine unabhängige Selbsthilfeorganisation wie der DDB und seine Landesverbände die Interessen der Patienten z.B. beim GBA vertreten kann und darf. Ärzte, Schulungsberufe und Forscher brauchen in erster Linie Geld – drohen hier Einbußen, dann lässt man den Patienten gerne mal im Regen stehen!

Im Diabetikerbund Bayern stehen Sie, liebe Patienten und Angehörige, und Ihre Interessen im Vordergrund! Lassen Sie sich nicht verunsichern und einfangen! Also: Seien Sie kritisch, wir sind für SIE da!

Ihre Marion Köstlmeier