Berichte

Dr. Schmeisl beim Diabetikertag in Weiden: „Bis in 20 Jahren kann Typ-1-Diabetes geheilt werden“

Mit dem Satz: „Ich glaube, dass in 20 Jahren der Diabetes Typ 1 geheilt werden kann, dies aber nicht mit technischen Neuerungen, sondern aufgrund biologischer Innovationen“, beendete Dr. Gerhard-W. Schmeisl, Hauptreferent des 3. Weidener Typ-1-Diabetikertages am 9. November 2013 seine Referate über ICT (Intensivierte conventionelle Therapie) und die Pumpentherapie.

Zu zwei grundlegenden Themen referierte Dr. Schmeisl in Weiden. Einmal lautete die Vorgabe „Ist die ICT noch die wichtigste Behandlungsmöglichkeit für Typ-1-Diabetiker?“ und zum anderen: „Was kann die Pumpentherapie im Vergleich zur ICT evtl. noch besser?“

ICT und CT

Ganz salopp ging Dr. Schmeisl das erste Referat an: „Mit einem überzeugenden JA würde ich die erste Frage beantworten und somit schon das ganze Thema in aller Kürze behandelt haben“. Die ICT ist immer noch die wichtigste Behandlungsform für Typ-1-Diabetiker. Sie gewährt die größte Flexibilität, ist also der Goldstandard in diesem Bereich. Er stellte dann die ICT der CT (Konventionelle Therapie) gegenüber und belegte mit beeindruckenden Zahlen z. B. aus der DCCT-Studie, die dann mit der EDIC-Studie weitergeführt wurde, die Vorteile.

Wenn der Typ-1-Diabetiker ab Beginn konsequent mit der ICT eingestellt worden ist, dann sind die Komplikationen bei einer Gegenüberstellung zur CT signifikant besser – die Reduktion z. B. bei Retinopathie um 76 %, Mikro-Albuminurie um 39 %, Albuminurie um 54 %, Nephropathie um 50 % und Neuropathie um 60 %. Die CT ist überhaupt nur für Menschen mit einem ganz gleichmäßigen Tagesablauf geeignet, die dann nicht in die umfangreichere ICT einsteigen müssen und das Risiko einer 2–3 mal höheren Rate von schwereren Unterzuckerungen vermeiden möchten.

Eine gute Diabetes-Einstellung ist dabei eben nicht nur am Langzeitwert HbA1c abzulesen sondern auch, ganz wichtig, an einer Verminderung/Vermeidung von schweren Unterzuckerungen.

Gute Einstellung: keine schweren Hypos

Bei beiden Behandlungsarten ist auch das Vermeiden der handwerklichen Fehler sehr entscheidend. Trotz des theoretischen Wissens um Spritzstelle wechseln, Injektionsnadeln nur einmal benutzen, richtige Nadellängen verwenden u.v. m. werden dabei auch von langjährigen Diabetikern immer wieder Fehler gemacht. Basalraten und BE-Faktoren müssen regelmäßig überprüft und abgestimmt werden, auch bei der Einschätzung der Kohlenhydrate lohnt sich genaues Hinschauen mit Zuhilfenahme von Waage und BE-/KE-Tabelle hin und wieder. Und: Bewegung ist ein ganz wichtiger Punkt in der Behandlung, insbesondere auch wegen der gerade in letzter Zeit steigenden Anzahl an Übergewichtigen unter Typ-1-Diabetikern.

Insulinpumpentherapie - für wen?

In seinem zweiten Referat befasste sich der Referent mit der Insulinpumpen-Therapie. Beginnend von der „Rucksackpumpe“ aus dem Jahr 1963 bis zu der kleinen Patchpumpe behandelte Dr. Schmeisl auch diese Therapieform ausführlich. Dabei war eine Grundaussage, dass die Pumpe allein noch nicht viel besser als die ICT ist, in Verbindung mit kontinuierlichen Messsystemen (CGM) hat sie aber Vorteile. Auch bei ausgeprägtem Dawn-Phänomen, in der Schwangerschaft und gerade bei Kleinkindern (insbesondere in der Nacht) zeigen sich Vorteile der Pumpe gegenüber der ICT. Dabei muss es für den Patienten nicht immer das Neueste sein. Viel wichtiger ist, dass die Therapieform individuell zum Patienten passt. Der Einzelne sollte seinen Diabetes und die Therapieform verstehen und akzeptieren. Dies ist Voraussetzung, um die eigene Diabeteseinstellung gut im Griff zu haben.

Zum Abschluss seiner Vorträge wagte Dr. Schmeisl noch einen Blick in die Zukunft. Dabei sprach er die Pankreas- oder Inselzelltransplantation sowie die vielfältigen Möglichkeiten der Stammzellforschung an. Gerade im Zusammenhang mit der Stammzellforschung wagte er dann die schon am Anfang dieses Berichtes erwähnte Prognose:

„Bis in 20 Jahren kann der Diabetes Typ 1 geheilt werden“.

Als „Brücke“ und zugleich besonderes Event las die Autorin Grit Ott, Berlin, aus ihrem Buch „Mein süßes Leben - Ängste und Hoffnungen einer Diabetikerin“ vor. Diese einfühlsame und nachdenklich stimmende Lesung leitete zur 30-Jahr-Feier der DSHG Weiden über. (Karl-Heinz Stupka)