Berichte

Diabetes in Kita und Schule: Gespräch in der Staatskanzlei mit Horst Seehofer, Emila Müller und Georg Eisenreich

Lange schon kämpfen wir für praktikable und für alle Seiten verlässliche Lösungen für Kinder mit Diabetes, Lehrer und Erzieher. Trotz der chronischen Erkrankung sollen sie überall teilhaben können und nirgends Ausgrenzung erleben müssen, besonders nicht in der Schule und in Kindertagesstätten.

 

Ein großes Problem bei der Lösungsfindung sind die verschiedenen Zuständigkeiten: „Kindertagesstätten“ sind beim Sozialministerium angesiedelt, „Schulen“ beim Kultusministerium. Alle Entscheidungsträger gleichzeitig an einen Tisch zu bringen, schien bis zur Veranstaltung „CSU-Klartext“ am 13. Juni 2017 in München unmöglich. Bei dieser Veranstaltung sagte Ministerpräsident Horst Seehofer Bernd Franz, Vorstandsvorsitzender, und Verena Hädrich, Stellv. Vorstandsvorsitzende und Grundschullehrerin, einen gemeinsamen Termin öffentlich zu. Aufgrund der Hartnäckigkeit und des ständigen Nachfragens von unserer Seite fand dieses Gespräch am 1. August in der Staatskanzlei statt.


Horst Seehofer, Emilia Müller, Georg Eisenreich


Es war ein sehr konstruktives Gespräch mit Ministerpräsident Horst Seehofer, Sozialministerin Emilia Müller und Staatssekretär Georg Eisenreich (Kultusministerium) von Regierungsseite sowie Bernd Franz und Verena Hädrich vom Diabetikerbund Bayern.


Im August 2016 hatte die Bekanntmachung des Kultusministeriums "Medikamentengabe durch Lehrkräfte an Schulen" bei Lehrkräften und Schulleitungen für große Unsicherheit zum Haftungsrisiko gesorgt, wenn sie Kinder mit Diabetes bei medizinischen Hilfsmaßnahmen unterstützen. Dies führte häufig dazu, die Unterstützung eines Kindes abzulehnen.


Schule – zwei wichtige Zusagen


Hier sind wir ein großes Stück weiter gekommen: Es kann nicht sein, dass Lehrer, die freiwillig Hilfe leisten, einem Haftungsrisiko ausgesetzt sind – so sah es auch unser Ministerpräsident Horst Seehofer. Er erteilte dem zuständigen Staatssekretär des Kultusministeriums, Herrn Georg Eisenreich, den Auftrag, die umstrittene und von verschiedenen Seiten unterschiedlich ausgelegte Passage zur Haftung in der Bekanntmachung dahingehend zu überarbeiten, dass jedes Haftungsrisiko von den Schultern der Lehrer genommen wird – auf ausdrückliche Bitte von Frau Hädrich sagte Herr Seehofer zu, dass der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband mit einbezogen wird. Wir bleiben am Ball und pochen auf zügige Umsetzung.

 

Auch das wurde zugesagt: Lehrkräfte, die Kinder mit Diabetes in ihrer Obhut haben, benötigen eine Schulung. Man versprach, diese zu organisieren und auch zu finanzieren.


Nicht möglich ist dagegen, Lehrkräfte zu medizinischen Hilfsmaßnahmen zu verpflichten – freiwillig helfen dürfen sie. Ihre Hauptaufgabe ist Wissensvermittlung, sie verfügen über keine medizinische Ausbildung. Wenn Kinder nicht alleine zurechtkommen, sieht die Staatsregierung die Lösung in Pflegediensten oder Schulbegleitern. Zum Pflegedienst machten wir auf die Schwierigkeit aufmerksam, einen solchen zu finden, weil die Bezahlung für diese Leistung nicht kostendeckend honoriert wird – man versprach, hier zu recherchieren und sich einzusetzen.


Schulbegleiter: Zuständig sind Bezirke


Schulbegleiter: Hier in Bayern sind die Bezirke zuständig, die Staatsregierung hat keinerlei Einfluss. Wir legten anhand von belegbaren Fällen aus Rückmeldungen von Eltern die Probleme dar, die hieraus entstehen: Die Schule fordert einen Schulbegleiter, die Bezirke lehnen ihn ab. Sinnvoll ist diese Trennung Schule – Schulbegleiter nicht, auch die Bezirke würden diese Aufgabe sehr gerne ans Kultusministerium abgeben, aber das kostet - und Geld ist überall knapp. Eine kurzfristige Lösung ist leider nicht in Sicht. Es bleibt Eltern momentan wohl nur, eine Rechtsschutzversicherung abzuschließen, die Sozialrecht mit abdeckt, um notfalls vor Gericht die Kostenübernahme für einen Schulbegleiter durchzusetzen.


Kinderbetreuung – Sozialministerium will helfen

Sozialministerin Emilia Müller war überrascht, dass es für Kinder mit Diabetes so viele Probleme bei der Platzsuche in der Kindertagesbetreuung gibt.


In Vorbereitung des Gespräches hatten wir über die Selbsthilfegruppen und den E-Mail-Verteiler unsere Mitglieder aufgerufen, Erfahrungen mitzuteilen. Eltern berichteten von zahlreichen Absagen, sobald sie Diabetes ansprachen, Plätze wurden manchmal gar nicht oder erst in weiterer Entfernung gefunden. Emilia Müller wird in allen von uns gesammelten Fällen bei den entsprechenden Einrichtungen nachhaken, woran es gelegen hat und gemeinsam mit uns Unterstützungsmöglichkeiten entwickeln, damit Kitas die Betreuung eines Kindes mit Diabetes stemmen können.


Bitte wenden Sie sich SOFORT an uns, wenn Sie auch Probleme haben, damit wir Ihnen helfen können.


Natürlich hat dieses gemeinsame Gespräch nicht alle Probleme gelöst, aber es war ein wichtiger Schritt. Wir bleiben dran und bitten Familien aus Bayern, uns konkrete Probleme weiterhin zu melden, denn nur, wenn wir die aktuelle Situation kennen, ist uns gezielter Einsatz möglich.


Sprechen Sie Politiker an


Betroffene Eltern können auch selbst viel beitragen: 2018 ist Landtagswahl – alle Landespolitiker sollten wissen, welche Probleme Sie als Familie mit einem Kind mit Diabetes haben.

Für Lehrer, Erzieher und weitere Betreuungspersonen bieten wir eine <link http: www.diabetikerbund-bayern.de neuigkeiten article diabetes-in-kita-und-schule-informationsmaterialien-fuer-lehrer-und-erzieher>hilfreiche Brsochüre an.