Berichte

Kompetenztraining auf der Buchenhöhe, Berchtesgaden

Über das verlängerte Himmelfahrtswochenende, parallel zur DDG-Tagung und Demo in Leipzig, hatte der Diabetikerbund Bayern e.V. seine Selbsthilfegruppenleiter zu einem Kompetenztraining nach Berchtesgaden eingeladen.

Von Aktuellem aus dem G-BA mit den Hintergründen rund um das Verfahren der Nutzenbewertung, die neue Führerscheinrichtlinie und deren Auswirkungen auf Diabetiker, Wichtigem zur Gruppenarbeit bis hin zu Neuem und Bewährten aus Landes- und Bundesverband reichten die Themen.

Ein weiterer Schwerpunkt war der persönliche Austausch der Gruppenleiter untereinander, die bunt gewürfelt waren: Einige kamen aus dem Kinder- und Jugendbereich, die meisten aus Erwachsenengruppen. Hier zeigten sich oft die verschiedenen Erwartungen der unterschiedlichen Gruppenzusammensetzungen. Während im Typ 1 Diabetiker- mit Kinder- und Jugend-Bereich der Erfahrungsaustausch oft im Vordergrund steht, fordern Typ 2-Gruppen mehr fachliche Aufklärung durch Vorträge. Damit wird wieder deutlich, dass Typ 1-Diabetiker, sofern sie beim Diabetologen in Betreuung sind, besser geschult sind, und deshalb in der Selbsthilfe mehr den Austausch über konkrete Alltagsprobleme suchen. Anders im Typ 2-Bereich: Hier besteht großer Bedarf an Fachvorträgen mit viel Raum für persönliche Fragen.

Positive wie negative Erfahrungen aus der Gruppenarbeit und dem immer größer werdenden bürokratischen Aufwand in der Selbsthilfe wurden angesprochen und versucht, Lösungen zu finden, aber vieles liegt zu unserem Bedauern nicht in unserer Macht. Auch Frust konnte in die Runde getragen werden, denn Selbsthilfearbeit ist nicht immer einfach. „Undank ist der Welt Lohn“ trifft es so manches Mal – und das muss man erst wegstecken lernen. Aber auch viele positive Momente wurden geteilt: es ist schön, wenn man jemandem weiter helfen kann und dafür ein herzliches Dankeschön erhält bzw. man selbst von anderen etwas dazu lernen kann. Neben der Erfahrung, mit allen Problemen nicht allein da zu stehen, nahmen die Gruppenleiter viel Motivation und Anregungen für die Zukunft mit nach Hause – inkl. der Gewissheit, dass Diabetiker heute mehr denn je zusammenhalten und miteinander kämpfen müssen, damit sie vom medizinischen Fortschritt nicht ausgeschlossen werden. Dies in die Gruppen zu tragen und deutlich zu vertreten war eine wichtige Botschaft, denn Landes- und Bundesvorstand können nur dann etwas erreichen, wenn sie den Rückhalt von vielen Mitgliedern haben. Die Mitgliedschaft sollte jedem Diabetiker ein selbstverständliches Bedürfnis und ein klarer Mehrwert für die eigene Gesundheit sein!

Ehrung für 25 Jahre Mitgliedschaft

Im Rahmen der abendlichen Einheiten wurde viel über die neuen Entscheidungen im G-BA und der Gesundheitspolitik gesprochen und diskutiert. Nicht jeder „steigt“ durch die komplizierten Verfahren zu Nutzenbewertung, IQWiG und G-BA durch. Hier bot sich die Gelegenheit, diese Problematik intensiver zu vermitteln, damit die Teilnehmer dies in die Gruppenarbeit hinein tragen können.

Während einer abendlichen Trainingseinheit gab es eine große Überraschung für einen Teilnehmer: Wir ehrten Klaus-Dieter Meister, seit 2012 Leiter der Selbsthilfegruppe Bad Reichenhall, für seine 25-jährige Mitgliedschaft im Diabetikerbund Bayern. Völlig überrascht freute er sich sehr über die kleine Anerkennung.

Leider hat uns das Wetter übel mitgespielt und die Außenaktivitäten sehr eingeschränkt. Empfing uns Berchtesgaden am Vatertag noch freundlich bei strahlendem und warmem Sonnenschein und herrlichster Bergkulisse, wendete sich das Blatt am Freitag und Samstag: Dauerregen! Wirklich schade um die aktiven Freiluft-Unternehmungen und Bewegungseinheiten. Auch das echte Echo auf dem Königsee ist uns deshalb entgangen, aber Improvisation zum Abschluss des abendlichen Tagesordnungspunktes war alles: Wir holten es nach – ich gebe zu: stark verbesserungsfähig, aber es sorgte für große Erheiterung und Lachen ist immer gesund! Gerade nach einem ernsten Themenabend, der uns weit zurück in die Geschichte und die Ereignisse am Obersalzberg führte – auch ein Teil der Geschichte des Deutschen Diabetiker Bundes, den es vor dem zweiten Weltkrieg schon einmal gab, aber diesem, wie so vieles, zum Opfer fiel, bis er 1951 wieder neu gegründet wurde.

Rettungsanker CJD Berchtesgaden

Aber wir durften die Sonne doch noch einmal sehen. Am Sonntag, unserem Abreisetag, spitzte sie vormittags während des letzten Tagesordnungspunktes, einer Führung durch das CJD (Christliche Jugend –Dorf) Berchtesgaden durch die Wolken hindurch. Herr Gossner, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Einrichtung, führte uns durch die angegliederte Krankenstation, Therapieeinrichtungen, Schule, Werkstatt und eine Wohngruppe. Das CJD Berchtesgaden fängt, wie die Einrichtungen des Hilfswerks für jugendliche Diabetiker in Lüdenscheid und Apolda, Kinder und Jugendliche mit Diabetes auf und bietet ihnen ein zuverlässiges Nest, wenn es zuhause aus irgendwelchen Gründen nicht mehr klappt oder gar kein Zuhause vorhanden ist. Ziel ist es, Kinder und Jugendlichen verlässliche Strukturen, Regeln und Halt zu geben, Diabetes-Wissen theoretisch und praktisch zu vermitteln, einzuüben und zu festigen, damit sie nach einem oder mehreren Schuljahren ihren Alltag zuhause in der Familie bewältigen können. Der Besuch aller Schularten, unter anderem auch des berühmten Skigymnasiums, in dem viele unserer Winterstars ihre Schulzeit verbracht haben, ist möglich. Die Eltern werden in diesen Prozess mit einbezogen, geschult und unterstützt. Die Kinder und Jugendlichen verbringen in der Regel die Ferien zuhause. Dazwischen sind Wochenendheimfahrten möglich und auch die Eltern können ihre Kinder besuchen und im angeschlossenen Ausbildungshotel übernachten. Ja, sogar Ausbildungen sind möglich. Die Gruppenleiter waren sehr beeindruckt von der Einrichtung und den Ausführungen Herrn Gossners. Einige Gruppenleiter konnten aus ihrem Umfeld von positiven Erfahrungen Ehemaliger der Einrichtung berichten. Wir werden zukünftig enger mit dem CJD zusammen arbeiten.

Es waren lehrreiche und anstrengende, lange Tage. Auch wenn buchstäblich einiges ins Wasser fiel, hat Improvisation andere Erfahrungen gebracht. Wir laden schon heute unsere Selbsthilfegruppenleiter in Bayern zum nächsten Kompetenztraining ein, das im Rahmen der turnusgemäßen Landesversammlung 2014 stattfinden wird. Mehr erfahren unsere Gruppenleiter rechtzeitig im regelmäßigen Info-Brief oder in der Info-Box „SHG-Leiter-aktuell“ in jedem „kontakt“. (Marion Köstlmeier)