1921, vor erst 90 Jahren, isolierten Frederick Banting und Charles Best Insulin und behandelten damit einen Hund ohne Bauchspeicheldrüse – er überlebte 70 Tage. Erst seitdem ist ein Überleben für insulinpflichtige Diabetiker möglich. Das Patent zur Insulinherstellung verkauften sie für nur einen kanadischen Dollar an die Universität von Toronto/Kanada, um Insulin für alle zugänglich zu machen.
Überleben dank Insulin
Frederick Banting erhielt (zusammen mit John Macleod) im Jahr 1923 den Nobelpreis für Medizin. 1991, 70 Jahre später, wurde der Weltdiabetestag, der jeweils am 14. November, dem Geburtstag von Frederick Banting begangen wird, ins Leben gerufen - seit 2006 ist dies ein offizieller Tag der Vereinten Nationen!
DDB - 60 Jahre Ehrenamt
Und wir feiern heuer das 60-jährige Bestehen des Deutschen Diabetiker Bundes (DDB), der Interessensvertretung der Betroffenen. Das bedeutet 60 Jahre ehrenamtliches Engagement von unzähligen Betroffenen, die die Nöte und Sorgen aus eigenem Erleben kennen und daher berechtigte Forderungen stellen können. 60 Jahre bundesweite Arbeit auf allen Ebenen der Selbsthilfe – regional in den Gruppen, auf Länder- und auf Bundesebene. Durch ihr Wirken wurde vielen Betroffenen in direkter Arbeit von Mensch zu Mensch geholfen und auf höheren Ebenen vieles durchgesetzt, z.B. Schulungen, Diabetologen-Ausbildung, Zuzahlungsfreiheit für Blutzuckerteststreifen. Aber es gibt noch viel zu tun! Gerade heute ist der Zusammenhalt und gemeinsame Kampf für den Erhalt von vernünftigen Therapieoptionen immens wichtig geworden! Allgemein gültige Therapien werden aufgrund fragwürdiger Studienauswahl – Langzeitstudien, die die Wirkung belegen, werden „aussortiert“ - von der Erstattungsfähigkeit ausgeschlossen. Die verschiedenen Instanzen im Entscheidungsweg sind sich einig und jede beruft sich darauf, dass die andere im Zweifel hätte stoppen können! Das Nachsehen haben natürlich die Betroffenen, die indirekt auch noch Finanziers dieses Unsinns sind! So wie jetzt die Typ-2-Diabetiker ohne Insulin, die (außer kurzfristig in besonderen Situationen) keinerlei Teststreifen mehr verordnet bekommen. Andererseits wurden die Führerscheinrichtlinien verschärft und diejenigen, die Tabletten nehmen, die Unterzuckerungen herbeiführen können, müssen vor Fahrtantritt testen!!! Diabetes-Therapie ist teuer, das ist klar. Deshalb ist Prävention unendlich wichtig. Klar, dass man sparen muss, aber nicht so!
Träumen ist erlaubt, auch oder gerade in einer so kommerzialisierten Welt wie heute! Banting und Best verzichteten auf viel Geld, indem sie das Patent zur Insulinherstellung für den symbolischen Betrag von einem kanadischen Dollar verkauften – wäre dies heute noch möglich? Eine wirkliche Innovation wäre Blutzuckermessung ohne Teststreifen bzw. Verbrauchsmaterial – einfach ein Gerät, das man wie z.B. ein Blutdruckmessgerät einmal kauft und dann beliebig zum Messen nutzen kann! Wetten, dass dann die leidige Diskussion, ob und wie oft welche Diabetiker ihren Blutzucker testen sollen/dürfen, vom Tisch wäre? Dann würde es sofort heißen: Lieber zu oft als zu selten! Und niemand käme mehr auf die Idee, dass die Typ-2-Diabetiker keinerlei Nutzen aus der Testung ziehen könnten!
Mein Traum zum Weltdiabetestag
Aber wer sollte so ein Gerät entwickeln? Die Industrie verdient an den Teststreifen sehr gut – sie hat kein Interesse, wir Betroffene schon. Deshalb wird wohl so lange nichts passieren, bis es ein genialer Diabetiker mit entsprechendem Gedankenblitz und hoffentlich Unterstützung von öffentlichen Instituten oder Universitäten im Verborgenen entwickelt und gleich in der breiten Öffentlichkeit publiziert, damit ein Verschwinden von der Bildfläche unmöglich wird - andernfalls habe ich Angst, dass eine solche Innovation für viel Geld, letztendlich wieder unseres, in gut gesicherten Safes verschwindet, solange die Teststreifen-Kuh weiterhin gemolken werden kann. Wer weiß, vielleicht existiert das Wunderding schon?
Ihre Marion Köstlmeier
