Neuigkeiten

TOP 11 - Wahlbausteine zur Gesundheitspolitik

Insgesamt 11 Fragen stellt der <link http: www.diabetikerbund.de>Deutsche Diabetiker Bund vor der Wahl zum Thema Diabetes in der Gesundheitspolitik. Liebe WählerInnen und Diabetiker bzw. Angehörige - dies soll Ihnen helfen, bei den anstehenden Bundes- und Landtagswahlen am 22. bzw. 15. September eine fundierte Entscheidung zu treffen, denn hier wird entschieden, wie die Gesundheitspolitik in den nächsten Jahren aussehen wird.

1. Wahlbaustein:

Hat sich die Versorgungssituation für Diabetiker in den vergangenen Jahren verschlechtert?

 

Der Deutsche Diabetiker Bund (DDB) stellt fest, dass so, wie evidenzbasierte Medizin in Deutschland aktuell gelebt und verwaltet wird, es für Diabetiker keine Vorteile bringt, sondern evident zu Nachteilen führt. Es ist Fakt, dass evidenzbasierte Medizin, die international ausgerichtet sein soll, in Deutschland zu ganz anderen Ergebnissen hinsichtlich der gleichen Medikamente kommt. Wir fordern die Etablierung einer evidenzbasierten Medizin und dass der Deutsche Diabetiker Bund ausreichend an allen Prozessen beteiligt wird.

 

2. Wahlbaustein:  

Was muss sich ändern, damit Diabetiker die notwendige medizinische Versorgung erhalten?

 

Der DDB stellt fest, dass die medizinische Versorgung unbedingt verbessert werden muss. Sparzwänge im Bereich der Gesundheitspolitik dürfen nicht dazu führen, dass chronisch kranke Menschen wie Diabetiker erst einen langwierigen Rechtsstreit führen müssen, um die notwendige Versorgung und Therapie zu erhalten. Folgeerkrankungen dürfen nicht billigend in Kauf genommen werden.

 

3. Wahlbaustein:

Wird die Lebensqualität der Patienten bei der Nutzenbewertung und Vergleichstherapie von Medikamenten ausreichend berücksichtigt?

 

Der DDB stellt Deutschland in der politischen Debatte um Zusatznutzen und Anerkennung von modernen, die Diabetestherapie fördernden Arzneimitteln im internationalen Vergleich ein schlechtes Zeugnis aus und fordert einen schnellen gesundheitspolitischen Richtungswechsel der Bundesregierung sowie  des Gemeinsamen  Bundesausschusses (G-BA) bei der Nutzenbewertung beziehungsweise Vergleichstherapie von Medikamenten. Bei der Bewertung eines Zusatznutzens muss verstärkt die Lebensqualität der chronisch erkrankten Menschen berücksichtigt werden. Es darf nicht sein, dass nur auf die Gesichtspunkte Erkrankung (Morbidität) und Sterblichkeit (Mortalität) abgestellt wird. Dem DDB läuft die jetzige Praxis der Vergleichstherapie-Festsetzung zuwider, da vorzugsweise Medikationen aus dem generischen Bereich als Vergleichstherapie dienen und dadurch den Patienten in Deutschland die Abkopplung von neuen Erzeugnissen droht. 

 

4. Wahlbaustein:

Sind Diabetiker in alle Teilbereiche der Gesellschaft voll integriert?

 

DDB: Nein! Durch die derzeitige Sparpolitik ist die soziale Teilhabe von Menschen mit Diabetes in Gefahr. Wir setzen uns aus Tradition und innerer Überzeugung für die Menschen ein und sind überzeugt davon, dass soziale Teilhabe und Inklusion nur über eine verbesserte Berücksichtigung im Verfahren gesichert werden kann. Um zu verhindern, dass Diabetiker zum Opfer werden, wenn es um für Gesunde selbstverständliche soziale Ansprüche geht, muss die Politik unter anderem:

  • mehr Innovationen zulassen,
  • das Thema Diabetes in den Mittelpunkt der Gesellschaft stellen,
  • landläufige Meinungen korrigieren: Diabetiker hätten an ihrer Krankheit selbst schuld und seien per se dick, faul und gefräßig,
  • den Behinderungsausgleich herbeiführen über eine Annäherung an normoglykämische Werte,
  • Inklusion und Behinderungsausgleich nicht nur predigen, sondern sie faktisch herstellen und sie in der  Verwaltung auch selbst in ihren Entscheidungen leben.

 

5. Wahlbaustein:

Haben Diabetiker den Rechtsanspruch, der ihnen zusteht?

 

Der DDB fordert, den Paragraphen 33 im Sozialgesetzbuch (SGB V) stärker in den gesellschaftspolitischen Fokus zu rücken, der klar regelt, dass Versicherte „einen Anspruch auf Versorgung mit Hilfsmitteln haben, die im Einzelfall erforderlich sind, um den Erfolg der Krankenbehandlung zu sichern, einer drohenden Behinderung vorzubeugen oder eine Behinderung auszugleichen“.

Der DDB fordert die Politik zudem auf, Betroffene und Angehörige grundsätzlich dabei zu unterstützen, rechtliche Komplikationen zu durchschauen, eigene Patientenrechte durchzusetzen. und Betroffene aktiv zu unterstützen bei der Hilfe und Beratung in Widerspruchsverfahren, bei Diskriminierung am Arbeitsplatz, bei

Problemen im Schwerbehindertenrecht, in Versicherungsfragen oder bei Leistungen der  rankenversicherungen.

 

6. Wahlbaustein:

Ist die Gesundheitspolitik zur Früherkennung des Diabetes und zur Vermeidung von Folgeerkrankungen ausreichend?

 

DDB: Nein! Weil die gesundheitspolitische Praxis häufig anders aussieht, spricht sich der Deutsche Diabetiker Bund für die Einrichtung eines Früherkennungs-Systems aus. Der DDB ist davon überzeugt, dass angehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schäden an Nieren und Augen sowie gefährliche Durchblutungsstörungen in den Füßen und Beinen bei einer frühzeitigen Behandlung zu einem hohen Prozentsatz vermieden werden könnten.

 

7. Wahlbaustein:

Sind Betroffene, Angehörige und Ärzte ausreichend geschult?

 

Der Deutsche Diabetiker Bund spricht sich für eine Schulung von Betroffenen unmittelbar nach der Manifestation aus. Der DDB fordert darüber hinaus eine regelmäßige Weiterschulung (mindestens alle zwei Jahre) sowie die lückenlose Dokumentation der Behandlungsziele und -ergebnisse im „Gesundheits-Pass Diabetes“. Eigenes Engagement, den Diabetes zu lernen und zu beherrschen, muss gefördert werden.

 

8. Wahlbaustein:

Gibt es einen überparteilichen Konsens zur gesundheitspolitischen Vorgehensweise im Fachbereich Diabetes?

 

DDB: Es herrscht nach wie vor politische Uneinigkeit darüber, wie zum Beispiel bei der medizinischen Versorgung verfahren werden soll. Der Deutsche Diabetiker Bund fordert beim Thema Diabetes auf Landes- und Bundesebene politische Einigkeit! Die medizinische Versorgung und/oder Betreuung von rund sechs Millionen betroffenen Menschen in Deutschland darf nicht davon abhängen, ob sich die künftigen Kommunal-, Landes- oder Bundesregierungen gerne in schwarz und gelb, rot und grün oder anderen Farbkombinationen schmücken. Der Bereich Prävention muss zudem dringend gestärkt werden, und es muss möglichst früh mit der Vorsorge begonnen werden. Auf diese Weise ist es eventuell realisierbar, bei Typ-2-Diabetikern Medikamente zu vermeiden. Die Wahljahre 2013 und 2014 bieten dem DDB Steilvorlagen, um der Politik auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene einen Denkzettel zu verpassen – davon werden wir Gebrauch machen.

 

9. Wahlbaustein:

Herrscht länderübergreifende Einigkeit über die gesundheitspolitische Vorgehensweise im Fachbereich Diabetes?

 

DDB: Nein. Der DDB kritisiert den „föderalistischen Flickerlteppich“ in Deutschland scharf und fordert rasche Einigkeit: Die Versorgungssituation für Diabetiker in den jeweiligen Bundesländern hat sich in den vergangenen Jahren ebenfalls nicht verbessert. Im Gegenteil: Die Situation ist unbefriedigend und unübersichtlich, zudem orientiert sich die Diabetesversorgung an Landesgrenzen. Dass die Qualität ein deutliches Gefälle aufweist und teils sehr unterschiedlich ist, darf nicht mehr die Regel sein. Wir fordern die Politik auf, die Versorgung von Diabetikern zur „Chefsache“ zu machen. 

 

Wahlbaustein 10:

Wie informiert über die chronische Stoffwechselerkrankung Diabetes ist die Gesellschaft? Ist die externe und interne Kommunikation der Landes- und Bundespolitik ausreichend?

 

DDB: Die Informationspolitik der Politik hat sich in den vergangenen Jahren zweifelsfrei verbessert. Dies ist allerdings auch der bundesweit steigenden Zahlen an Neumanifestationen beim Diabetes geschuldet. Nach wie vor große Wissensdefizite innerhalb der Gesellschaft gibt es in der Unterscheidung des Diabetes mellitus in seine verschiedenen Bereichen, zum Beispiel in die Typen 1 und 2, die sich in ihrer Therapie in vielen  Behandlungsbereichen gravierend unterscheiden.

Der Deutsche Diabetiker Bund appelliert deshalb an die Politik, dieses gesundheitspolitische Thema von großer Tragweite noch offensiver zu kommunizieren.

 

Wahlbaustein 11:

Wie steht es um die Forderung nach einer nationalen Diabetes-Strategie?

 

DDB: Eine Nationale Diabetes-Strategie für Deutschland einzufordern, sehen wir als richtig an. Der DDB spricht sich hier für ein nationales Diabetes-Register aus, in dem relevante Daten dokumentiert werden können. Aufgabe des DDB im Hinblick auf ein „Stoppen“ des Diabetes kann es nur sein, Forschungen zu unterstützen, die sich mit Heilungschancen dieser Krankheit beschäftigen. Was wir nicht brauchen, ist die Einrichtung einer Fett- und Zuckersteuer gegen Übergewicht. Die so gewonnenen Abgaben verschwinden ohnehin in den allgemeinen Staatsausgaben. Was wir brauchen, ist die Lösung der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, die Menschen vom Kindesalter an zu motivieren,  Essverhalten und Bewegung sinnvoll aufeinander abzustimmen. Es bedarf einer Umsetzung des Gedankens: „Der Vogel fliegt, der Fisch schwimmt, der Mensch läuft!“