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„A World without Typ-1-Diabetes" - Auftakt für Typ-1-Diabetes-Präventionsprogramm in München

Das Helmholtz Zentrum München hat am 24. April gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege und weiteren Kooperationspartnern ein weltweit einzigartiges Präventionsprogramm für Typ-1-Diabetes vorgestellt. Zum ersten Mal behandeln Wissenschaftler und Ärzte dabei vorbeugend gesunde Kleinkinder mit einem erhöhten Risiko für Typ-1-Diabetes, um die Entwicklung der Krankheit möglicherweise zu verhindern.

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml betonte bei der Eröffnungsveranstaltung im Hotel Bayerischer Hof in München: "Mein Ziel ist es, Eltern stärker für die Zuckerkrankheit bei Kindern zu sensibilisieren. Bayernweit sind rund 3.500 Kinder und Jugendliche bis einschließlich 17 Jahren von der chronischen Stoffwechselerkrankung Typ-1-Diabetes betroffen, die bislang nicht heilbar ist. Deshalb habe ich sehr gerne die Schirmherrschaft für die beiden neuen Studien des Helmholtz Zentrums München zur Prävention von Typ-1-Diabetes bei Kindern übernommen."

Die Kinder erhalten im Rahmen der randomisierten, kontrollierten Doppelblindstudie POInT (Primary Oral Insulin Trial) bis zum dritten Geburtstag täglich eine kleine Menge Insulinpulver beziehungsweise ein Scheinmedikament mit einer Mahlzeit. Ziel ist, das Immunsystem zu trainieren, körpereigenes Insulin zu tolerieren. Eine fehlgeleitete Immunreaktion gegen Insulin steht in der Regel am Beginn der Entwicklung von Typ-1-Diabetes. An der POInT-Studie können Kinder mit einem im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt mindestens 25-fach erhöhtem Risiko für Typ-1-Diabetes teilnehmen. Ob so ein erhöhtes Risiko vorliegt, lässt sich mit einer Blutuntersuchung im Rahmen der Freder1k-Studie feststellen. Diesen Test können alle Eltern in Bayern, Niedersachsen und Sachsen bei ihren Neugeborenen direkt in der Geburtsklinik oder bei einem der ersten Besuche beim Kinderarzt kostenlos durchführen lassen.

„Mit der Freder1k-Studie haben wir erstmals die Möglichkeit, das Risiko für die Krankheit noch früher zu erkennen und mit den anschließenden Primärpräventionsmaßnahmen in POInT womöglich Typ-1-Diabetes zu verhindern“, erklärte Studienleiterin Prof. Anette-Gabriele Ziegler, Direktorin des Instituts für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München und Professorin für Diabetes und Gestationsdiabetes am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. „Wir hoffen, dass wir damit unserem Ziel - eine Welt ohne Typ-1-Diabetes - einen großen Schritt näher kommen.“

„Vor allem das Forschungsfeld Diabetes mellitus haben wir in den letzten Jahren massiv gestärkt und zählen auf diesem Gebiet mittlerweile zu einem der wichtigsten Forschungsstandorte weltweit“, sagte Prof. Dr. Günther Wess, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz Zentrums München. „Wir sind sehr froh, dass wir dank der Unterstützung der US-amerikanischen Stiftung Helmsley Charitable Trust mit Freder1k und POInT Programme auf den Weg gebracht haben, die das Zusammenspiel von Umweltfaktoren, Lebensstil und individueller genetischer Disposition berücksichtigen und im nächsten Schritt auch darauf abzielen, individuell der Erkrankung an Typ-1-Diabetes vorzubeugen. Das ist ein wichtiger Schritt hin zur personalisierten Medizin bei Diabetes mellitus“, bekräftigt Wess.

Mehr Informationen zur POINT-, Freder1k- und weiteren momentan laufenden Studien finden Sie in der Studienübersicht des Helmholtz Zentrums München. (Josef Rehmeier)

V.li.n.re.: Josef Rehmeier (Diabetes-Interessengemeinschaft Dingolfing), Ministerin Melanie Huml, Studienleiterin Prof. Anette-Gabriele Ziegler, Marion Köstlmeier (Diabetikerbund Bayern) und Manfred Wadensdorfer (Diabetikerbund Bayern)