"Therapiefreiheit der Ärzte eingeschränkt, Intransparenz für Patienten"
Der Deutsche Diabetiker Bund (DDB) spricht sich deutlich gegen das Vorhaben der gesetzlichen Krankenkasse „DAK-Gesundheit“ aus, Humaninsulin und Hilfsmittel wie beispielsweise Lanzetten oder Pens öffentlich auszuschreiben. (Die Hilfsmittelausschreibung wurde inzwischen von der DAK zurückgezogen, die Ausschreibung für schnell- und langwirkenkendes Humaninsulin und Mischinsuline besteht weiter.) "Es kann nicht angehen, dass die interne Kostenreduzierung einer großen gesetzlichen Krankenkasse einhergeht mit einer schlechteren Diabetes-Therapie für Millionen Betroffene – das lehnen wir ab", sagt der Bundesvorsitzende des DDB, Dieter Möhler. Mehrere Fachmedien, darunter die Deutsche Apotheker Zeitung und Apotheke Adhoc hatten jüngst vermeldet, die DAK-Gesundheit wolle mit Rabattverträgen feste Partner ausfindig machen, um die Versorgung der bei der DAK versicherten Diabetiker wirtschaftlicher zu gestalten.
Sollte es dazu kommen, sieht DDB-Vorsitzender Möhler "die Therapiefreizeit der Ärzte massiv eingeschränkt" und befürchtet "infolge der Intransparenz einen Rückgang der Patientenbeteiligung". Dass im Vorfeld nicht einmal ansatzweise versucht worden sei, einen offenen Dialog mit Patienten, Ärzten und Verbänden anzustreben, spreche für sich. Möhler: "Wir missbilligen dieses Geschäftsgebaren und fordern die Politik auf, einzugreifen, denn die Freiheit der in der DAK-Gesundheit organisierten Diabetiker wäre bei einer praktischen Umsetzung extrem stark eingeschränkt."
Den Berichten zufolge, wolle sich die DAK auf diese Weise nicht nur das Insulin günstig beschaffen. Hersteller sollen – in Eigenregie oder innerhalb einer Bietergemeinschaft – auch Hilfsmittel wie etwa Lanzetten oder Pens anliefern können. "Es ist offensichtlich, dass es der Kasse nur darum geht, auf Insulin und Hilfsmittel einen Rabatt zu erhalten – die Diabetes-Therapie im Besonderen interessiert nicht. Der Begriff 'DAK-Gesundheit' wird geradezu ad absurdum geführt", ärgert sich Möhler. Der DDB-Vorsitzende fragt sich darüber hinaus, wie eine sinnvolle praktische Anwendung in der Diabetes-Therapie aussehen könnte: "Sollte es dazu kommen, ist davon auszugehen, dass Kasse und Hersteller Ein- oder Zweijahresverträge abschließen werden. Aber was geschieht danach? Ein neuer Vertrag mit einem anderen Hersteller? In dem Fall wären Diabetiker gezwungen, Insuline und Hilfsmittel zu wechseln wie die Unterwäsche – das machen wir nicht mit", stellt Möhler klar.
DBB-Vorsitzender Möhler: "Es versteht sich von selbst, dass wir derartige Einschnitte bei der Diabetesversorgung nicht akzeptieren können. Für uns ist es Pflicht und Berufung zugleich, die Lebenssituation von betroffenen Menschen und deren Angehörigen zu verbessern. Verordnungen müssen zwingend therapieorientierte und patientengerechte Einzelfallentscheidungen sein."