Kolumne

Bilanz eines Jahres

Schon wieder ist ein Jahr wie im Flug vergangen und gerade jetzt, in den Tagen zwischen den Jahren, bietet sich nach dem Vorweihnachtstrubel endlich Zeit, zurückzublicken und ein bisschen Bilanz zu ziehen. Was ist mir vorrangig im Gedächtnis geblieben?

 

Viel Zeit und Herzblut investierten wir, der gesamte Deutsche Diabetiker Bund, zu Jahresbeginn in den Kampf um den Erhalt der Verordnungsfähigkeit für Blutzuckerteststreifen für Typ-2-Diabetiker, die kein Insulin spritzen. Dieter Möhler, unser Bundesvorsitzender, kämpfte und kämpft im G-BA (Gemeinsamer Bundesausschuss) als Patientenvertreter. Zwei Demos direkt vor dem entscheidenden G-BA in Berlin wurden organisiert und versucht, die Masse an Typ-2-Diabetikern zu mobilisieren, damit sie für „ihre“ Teststreifen demonstrieren. Ich persönlich war, ganz ehrlich, sehr enttäuscht, wie wenig Betroffene den Ernst der Lage erkannt und sich dem Protest angeschlossen haben. Wir Bayern waren bei jeder Demo dabei, trotz der weiten Entfernung. Aber auch in Berlin und angrenzenden Bundesländern sind 10 % der Bevölkerung Diabetiker und davon 90 % Typ-2. Es kam, wie es kommen musste: Der Verordnungsausschluss zum 1. Oktober! Nun rechneten wir mit vielen entrüsteten oder auch verzweifelten Anrufen – sie blieben aus! Sind die Typ-2-Diabetiker etwa dankbar, nicht mehr testen zu müssen?

 

Was Massen ausrichten können, zeigte sich bei Stuttgart 21 – Zehntausende gingen immer wieder auf die Straße und erzielten Wirkung, mit der wohl vorher niemand gerechnet hatte: Oder hätten Sie zu Jahresanfang an diesen Ausgang der Landtagswahlen in Baden Württemberg geglaubt? Der erste Grüne Ministerpräsident bundesweit, weil die Wähler von den großen Parteien enttäuscht waren. Die Macht des Volkes hat zugeschlagen! Was wäre wohl passiert, wenn mehrere Tausend Diabetiker in Berlin demonstriert hätten?

 

Aber wir haben auf anderem Gebiet etwas ganz Wichtiges erreicht: Endlich können sich auch Diabetiker vernünftig ver- und absichern, ganz besonders bedeutend für junge Diabetiker, die ins Berufsleben starten und Familien gründen. Gleich zu Jahresbeginn startete die Zusammenarbeit mit unserem Partner und aufgrund vieler Rückmeldungen können wir eine wirklich positive Bilanz ziehen!

 

Und noch eine Neuerung ist an den Start gegangen, die Sugar-Hotline. Sie bietet seit Anfang November Eltern mit an Diabetes erkrankten Kindern und Jugendlichen zweimal wöchentlich pädagogischen Rat zu allen Problemen durch oder aufgrund des Diabetes. Es ist für betroffene Eltern wirklich ein Vorteil, kompetente Ansprechpartner zu haben, die täglich mit Diabetes und Kindern bzw. Jugendlichen, die aus schwierigen Familienverhältnissen stammen, umgehen, denn Diabetes bietet jede Menge Konflikt-Stoff in der Familie.

 

Landauf, landab fanden viele Diabetikertage und als Höhepunkt der Deutsche Diabetiker Tag in Nürnberg statt, herzlichen Dank all den fleißigen Organisatoren, die sich allen Widrigkeiten, die sich bei solch einem Event ergeben, gestellt haben. Bitte machen Sie sich bewusst: Alle vom Diabetikerbund Bayern veranstalteten Diabetikertage und Selbsthilfegruppentreffen werden ehrenamtlich vorbereitet und durchgeführt. Herzlichen Dank allen Aktiven. Und: Neue aktive Helfer werden immer gesucht!!! Geben Sie sich einen Ruck!

 

Weiteres Highlight für unsere Jüngsten waren die Kinderschulungstage in St. Englmar und die Jugendschulungstage im Tölzer Land – auch 2012 wird es weiter gehen mit dem Diabetes-Camp in Chieming!

 

Soweit mein kurzes Resümee des Jahres 2011 im Diabetikerbund Bayern. 2011 war für mich persönlich ein sehr turbulentes Jahr mit einem, trotz vieler Widrigkeiten, positivem Ausgang. Ich bin sehr gespannt, was uns alle und mich persönlich im nächsten Jahr erwarten und wie mein Fazit Ende 2012 ausfallen wird.

 

Ich wünsche uns allen ein gesundes und positives Jahr 2012, in dem nicht nur Betriebsamkeit, sondern auch Ruhe und Muse ihren Platz haben!

 

Ihre Marion Köstlmeier