Kolumne

2014: Bayerische Diabetes-Offensive

Melanie Huml, unsere frischgebackene Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, verkündete anlässlich des Weltdiabetestages 2013 das Schwerpunktthema der Bayerischen Gesundsheitsinitiative „Gesund. Leben. Bayern“ für das Jahr 2014: „Diabetes und Diabetesprävention“.

Diabetes rundherum in den Mittelpunkt zu stellen, ist wahrlich nötig, sind doch eine Million Menschen in Bayern betroffen. Natürlich liegt gerade uns dieses Thema sehr am Herzen. Wir werden uns laut und deutlich und immer wieder einbringen, um auf all das hinweisen, was aus unserer Sicht im Moment für Betroffene zu Einschränkungen in der Teilhabe führt. Und wir geben erst Ruhe, wenn diese Probleme gelöst sind.

Öffentlichkeitswirksam steht heute oft die Diabetes-Prävention im Mittelpunkt – so bezogen sich die Mottos der Weltdiabetestage 2009 bis 2013 alle auf das Thema „Diabetes-Aufklärung und Prävention“ und sicher ist Ihnen die Aktion „Diabetes stoppen“ begegnet. Alles bezieht sich auf die Vermeidung von Diabetes.

Klar, die Zahlen steigen rasant und wir müssen etwas tun. Aber: In der Öffentlichkeit ist Diabetes einfach Diabetes, alle Typen werden über einen Kamm geschert. Dabei liegen

  • unterschiedliche Ursachen zugrunde, weswegen „Lifestyle-Änderung“, die momentan in aller Munde ist, gar nicht bei jedem Diabetes-Typ greifen kann und
  • sind bei allen Diabetes-Formen genetische Dispositionen vorhanden, d.h. die Schuldfrage stellt sich einfach nicht. Auch Typ-2-Diabetes ist nie nur angegessen oder durch Bequemlichkeit hervorgerufen, sondern bereits als Anlage in den Genen vorhanden. Und genau diese Anlage bietet in Notzeiten ein Überlebensvorteil und ist damit absolut kein Fehler der Evolution.

Also: Viele Diabeteserkrankungen sind nicht vermeidbar, die Betroffenen dürfen für Ihre Erkrankung nicht an den Pranger gestellt werden.

Aber: Die für die Diabetes-Prävention geforderte „Lebensstil-Änderung“ muss als generelle Präventionsmaßnahme in den Fokus, denn ein gesunder Lebensstil ist für alle gut. Er vermeidet Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Gelenkverschleiß und vieles mehr. Daher ist diese Präventionsmaßnahme für uns alle wichtig und sie sollte auch schnellstmöglich in allen Köpfen fest verankert werden, von klein auf. Dass die Verführung immer droht, ist auch klar. Aber auch hier kann man was tun. Warum müssen in vielen Schulen Getränkeautomaten mit massig zuckerhaltigen und nur wenig zuckerfreien Alternativen stehen? Warum wandeln wir den Pausenverkauf nicht in „Obst statt Schoko-Riegel“? Und: Warum werden immer mehr Sportstunden aus dem Lehrplan gestrichen? Wir brauchen alle mehr Bewegung im Alltag und das muss gerade auch in den Schulen schon Eingang finden, aber nicht unter Leistungs- und Benotungsaspekten, sondern als Spaß an der Bewegung, damit gerade diejenigen, die sich damit schon schwer tun, nicht noch mehr negative Erfahrungen machen.

Bei aller Primär-Prävention ist uns aber auch die gute Versorgung der bereits Betroffenen wichtig, denn sie verhindert teure Folgeerkrankungen, verbunden mit persönlichem Leid und hohen Kosten für die Allgemeinheit.

Diabetiker benötigen eine wohnortnahe gute medizinische Versorgung – bayernweit, auch im ländlichen Raum. Und Zugang zu modernen Medikamenten. Außerdem müssen moderne Hilfsmittel wie z.B. CGM denjenigen, die sie aufgrund der speziellen Krankheitssituation (z.B. Unterzuckerungswahrnehmungsstörung, Schwangerschaft, Berufskraftfahrer) benötigen, ohne langwierige Hürden oder Gerichtsverfahren, zugänglich sein.

Es geht hier um die selbstverständliche Teilhabe an der Gesellschaft, in Beruf/Schule usw. und um die Vermeidung von zusätzlichen Problemen, etwa durch Stürze bei alten Menschen ausgelöst durch Unterzuckerungen.

Wir werden in diesem Schwerpunktjahr alles genau im Auge behalten, uns an möglichst vielen Stellen einbringen und immer auf die Probleme der Betroffenen und Angehörigen hinweisen. Und am Ende des Jahres kritisch Bilanz ziehen.

Ich erhoffe mir, dass wir am Ende des Jahres 2014 in allen Punkten ein großes Stück für alle Diabetiker und Familien voran gekommen sein werden.

Ihre Marion Köstlmeier