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Leo-Malcherczyk-Medaillen an Dr. Rudolf Herrmann und Prof. Dr. Hans-Dieter Janisch

Seit 2014 verleihen wir, der Diabetikerbund Bayern, im Andenken an unser Ehrenmitglied und ersten Landesvorsitzenden Leo Malcherczyk (* 1923, † 2008), jährlich die Leo-Malcherczyk-Medaille in Gold und Silber an Persönlichkeiten, die sich in der Selbsthilfe für die Verbesserung der Lebenssituation der Betroffenen besonders verdient gemacht haben.

 

Preisträger 2016:
Gold: Dr. Rudolf Herrmann, Bad Kissingen
Silber: Prof. Dr. Hans-Dieter Janisch, Erlangen

 

Im Rahmen unseres gemeinsam mit Prof. Dr. Janisch durchgeführten Weltdiabetestages am 12. November 2016 in Erlangen überreichte Bernd Franz, Vorstandsvorsitzender (Bildmitte), Herrn Dr. Rudolf Herrmann (auf dem Foto links) die Leo-Malcherczyk-Medaille in Gold und Herrn Prof. Dr. Hans-Dieter Janisch (auf dem Foto rechts) die Leo-Malcherczyk-Medaille in Silber.

 

Beide Preisträger dankten sichtlich gerührt für die Auszeichnung und erklärten, ihr Einsatz für die Selbsthilfe sei eine Selbstverständlichkeit. Wir wissen, dass dies durchaus nicht so ist und danken nochmals für das Engagement für uns als Sachwalter der Interessen der Menschen mit Diabetes sowie deren Familien und hoffen auf weitere gute Zusammenarbeit!

 

Damit Sie sich ein Bild von unseren Preisträgern machen können, stellen wir sie Ihnen hier kurz vor:

 

Dr. Rudolf Herrmann

 

Der Typ 2-Diabetes seines Vaters brachte Dr. Herrmann Anfang der 70iger Jahre noch vor seinem Medizinstudium zum ersten Mal in Berührung mit dem Thema Diabetes.

 

Nach dem Studium trat er 1983 seine Assistenzarztstelle in Bad Kissingen an – gerade in einer Zeit, in der sich viel in der Diabetologie zu verändern begann: Diabetesschulung gab es bis dahin so gut wie nicht, die Blutzuckerselbstmessung kam erst ganz langsam auf. Viele Ärzte sahen beides mit großer Skepsis, nicht so Dr. Herrmann und seine junge Kollegen: Sie erkannten die Wichtigkeit von Schulung und Blutzuckerselbstmessung für die Patienten und trieben diese voran. Beides ist heute nicht mehr wegzudenken. Von 1988 bis zum Ruhestand im Jahr 2013 arbeitete er in der Klinik Saale in Bad Kissingen. Hier erlebte er den Einzug weiterer Errungenschaften wie Analoginsuline, Insulinpumpen, CGM und FGM.

 

Dr. Herrmann war und ist es immer wichtig, mit Patienten im Sinne einer gleichberechtigten Partnerschaft auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten. Der Patient als „Spezialist für sein Leben“ kennt seinen individuellen Diabetes, denn er lebt ständig mit ihm - der Arzt als „Spezialist für Krankheiten“ bündelt Wissen und Erfahrungen aus seiner Arbeit mit vielen Patienten, mit gezielter Weiterbildung, z.B. auch Austausch mit Kollegen auf Kongressen. Die gemeinsame Aufgabe von Arzt und Patient ist es, den passenden Weg für genau diesen individuellen Menschen mit Diabetes zu finden. Wichtig dabei ist, die Person ganzheitlich zu betrachten, auch eine gehörige Portion Psychodiabetologie gehört dazu!

 

Dieses Gesamtpaket der vielfältigen personenbezogenen Betrachtungsweise kommt in der heutigen Diabetologie gelegentlich zu kurz. Dem versucht Dr. Herrmann auch in seinem Rentnerdasein entgegenzuwirken, indem er einige Stunden wöchentlich in einer diabetologischen Praxis mitarbeitet. Die Arbeit in der Reha-Klinik bot ihm durch den 3-4 wöchigen stationären Aufenthalt der Patienten die Chance, diese in allen Facetten besser kennenzulernen. Dadurch konnte er sie intensiver im Finden ihrer individuellen Kraftquellen und Motivation unterstützen – wichtig, um den Diabetes im Alltag zu meistern.

 

8 Mio. Diabetiker = 8 Mio. Diabetes-Typen

 

Dr. Herrmann bezeichnet sich selbst als „Individualdiabetologe“ – und das trifft den Nagel auf den Kopf. In seinen Augen und bei seiner Interpretation gibt es bei etwa 8 Mio. Diabetikern in Deutschland ebenso viele Diabetes-Typen!

 

Schon früh hatte Dr. Herrmann erkannt, dass Selbsthilfegruppen für Menschen mit Diabetes (gilt ebenso für andere chronische Erkrankungen) ein wichtiger Baustein sind, die Motivation und Disziplin, die ein Leben mit Diabetes erfordert, auf Dauer aufrecht zu erhalten. Deshalb engagierte er sich seit vielen Jahren für die Selbsthilfe, schrieb Fachartikel in Selbsthilfemedien – bis heute ist er gefragter Referent in Selbsthilfegruppen. Dies macht er mit großer Begeisterung, denn in diesen Gruppen trifft er auf motivierte, interessierte Menschen, denen er seine Erfahrungen gerne weitergibt und die er zum Nachdenken ermutigen möchte. Er liebt es, sich an diesen Abenden mit der Vielfalt der Meinungen auseinanderzusetzen gemäß dem Motto „Voneinander lernen“.

 

Wir freuen uns sehr, dass Dr. Herrmann als betreuender Diabetologe unsere Mitgliederfahrt nach Prag begleiten wird!

 

Prof. Dr. Hans-Dieter Janisch

 

Prof. Janisch kam am Anfang seiner Laufbahn in Berlin per Zufall zur Diabetologie. Seine Doktor-Arbeit entstand dort zum Thema Integration von Kindern mit Diabetes. Mit der Zeit ist er über mehrere Stationen immer intensiver in die Diabetologie hineingewachsen. Seit 1995 betreut er eine internistische Schwerpunktpraxis Fachrichtung Diabetologie und Gastroenterologie in Erlangen.

 

In dieser Praxis begann die enge Zusammenarbeit mit dem Diabetikerbund Bayern e.V. So traf sich die ehemalige Selbsthilfegruppe unter der Leitung von Herrn Müller in seinen Praxisräumen. Lange Zeit betreute Prof. Janisch auch eine Sportgruppe für sportliche Typ 1-Diabetiker.

 

Gemeinsam mit dem Diabetikerbund und der Selbsthilfegruppe wurde viel gemacht und seit damals besteht der sehr gute Kontakt zum Vorstand des Diabetikerbund Bayern. Miteinander wurden mehrere Erlanger Diabetikertage und ein Bayerischer Diabetikertag geplant und durchgeführt. Nach längerer Pause veranstalteten Prof. Dr. Janisch und der Diabetikerbund Bayern 2014 den Weltdiabetestag im Waldkrankenhaus und im vergangenen November den Weltdiabetestag 2016 im Siemens-Verwaltungsgebäude.

 

Selbsthilfegruppen sind für Prof. Janisch ein wesentlicher Bestandteil in der Diabetikerversorgung. Dabei ist die Kommunikation und die Zusammenarbeit Diabetiker – Diabetologe – Selbsthilfegruppe aus seiner Sicht immens wichtig. Davon profitiert der Teilnehmer direkt. Selbsthilfe ist und muss aber auch als gesundheitspolitisches Element stark und aktiv sein.

 

Prof. Janisch ist dankbar, Leo Malcherczyk persönlich kennengelernt zu haben. Er schätzte Leo Malcherczyk als sehr aktiven Menschen, der immer für alle ein offenes Ohr hatte. Leo Malcherczyk hat sowohl Betroffene als auch Diabetologen in allen sozialrechtlichen Fragen detailliert beraten. Es war immer ein gutes, von gegenseitiger Wertschätzung geprägtes Verhältnis. Es war ihm deshalb eine besondere Ehre, diese Medaille in Empfang nehmen zu dürfen.

 

Wer war Leo Malchercyk?

 

Leo Malcherczyk, von Beruf Sozialrichter, gründete in den 70iger Jahren den Landesverband Bayern im Deutschen Diabetiker Bund (DDB) und baute ihn gemeinsam mit seiner Frau Betti auf. Von 1976 bis 1980 war er Landesvorsitzender. Nach einigen Jahren Pause kehrte er im Jahr 1986 wieder in den Landesvorstand zurück, dem er bis zum Jahr 2000 in folgenden Ämtern angehörte: 1986–1990 Beisitzer, 1991–1996 stellv. Landesvorsitzender und 1997–2000 Beisitzer. Betti Malcherczyk begleitete von 1976 bis 1986 das Amt der Landesschatzmeisterin. Die Wurzel des Engagements der beiden rührte aus der Diabeteserkrankung einer ihrer Töchter.

 

Mehr als drei Jahrzehnte leistete Leo Malcherczyk ehrenamtliche Arbeit im Diabetikerbund. Sein Hauptaugenmerk galt dem Bereich Sozial- und Arbeitsrecht – noch bis ins Jahr 2007 bot er dazu Beratungen in der Nürnberger Geschäftsstelle. Bei vielen Landesversammlungen klärte er engagiert über Rechte und Möglichkeiten auf und legte den Betroffenen nahe, ihre Ansprüche geltend zu machen.

 

Neben seinem Wirken in Bayern war er viele Jahre im Arbeitskreis „Arbeit und Soziales“ im DDB-Bundesverband und im Ausschuss Soziales der Deutschen Diabetes Gesellschaft aktiv. Mit diesem umfassenden Engagement und der konkreten Unterstützung von Mitgliedern war er Wegbereiter und Mitbegründer des heutigen Rechtsberatungsnetzes „Zucker im Blut - Recht im Leben“.

 

Nach dem Mauerfall leistete er Starthilfe in den neuen Bundesländern. Viele Jahre war er in seinen Schwerpunkten Autor im Diabetes-Journal. Zusammen mit Dr. Hermann Finck verfasste er das Buch „Diabetes & Soziales“, das lange Zeit als Standardwerk in diesen Fragen galt.

 

Leo Malcherczyk hat für Betroffene viel Gutes getan. Dabei war er sehr bescheiden und wollte nie ins Rampenlicht gestellt werden. Für sein Engagement ehrte ihn die Deutsche Diabetes Gesellschaft mit der Gerhardt-Katsch-Medaille. Sie wird Persönlichkeiten verliehen, die sich in der Laienarbeit für Menschen mit Diabetes verdient gemacht haben.

Bernd Franz (Mitte) zusammen mit den Preisträgern: Dr. Rudolf Herrmann (li., Gold) und Prof. Dr. Hans-Dieter Janisch (re., Silber)