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Diabetiker Allianz (DA): 15 SOS-Aktionsfelder der Diabetes-Selbsthilfe für die Gesundheitspolitik

Für sein Gesundheitssystem zahlt Deutschland, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, mehr als die anderen Länder der EU. Doch die Krankheits- und Sterberaten bilden dies nicht ab. (Siehe OECD 2019, Statistisches Bundesamt 2021). Im Gegenteil. Dem massiven Kostendruck und Fachpersonalmangel im medizinischen und psychologischen Sektor steht ein hoher, steigender Bedarf gegenüber. Durch die Corona-Pandemie hat sich der Gesundheitszustand der Bevölkerung weiter verschlechtert. Die systembedingte Kosten- und Effizienzspirale wird weder den Patientinnen und Patienten noch den Beschäftigten im Gesundheitswesen gerecht. Das System droht zu kollabieren.
 

Die Diabetes-Selbsthilfe sieht nicht nur die Versorgung der 7-8 Millionen Diabetes­betroffenen in Deutschland gefährdet. Auch hier sind die rasanten Zuwächse der Diabetes-Erstdiagnosen besorgniserregend. Der drohenden Kostenlawine und dem Systemabsturz kann nur durch massive Anstrengungen auf allen Präventionsstufen Einhalt geboten werden.    
 

Die Prävention muss von der Politik intensiv vorangetrieben werden!
 

Investitionen für die Prävention zahlen sich für die Gesellschaft aus. Erforderlich sind sowohl gesamtgesell­schaftliche als auch gezielte individuelle Präventionsmaßnahmen, um Diabetes oder Adipositas und die Folgeerkrankungen zu vermeiden. Die Diabetes-Selbsthilfe unterstützt daher die Forderungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft, DDG, nach einer Stärkung der Diabetes-Prävention in der nächsten Legislaturperiode. 



15 Aktionsfelder - wie stehen die Parteien zu diesen gesundheitspolitischen Themen?

  1. Verbindliche Einführung der Lebensmittel-Kennzeichnung.
  2. Senkung des Mehrwertsteuersatzes von gesunden Lebensmitteln mit geringem Zucker-, Fett- und Salzanteil.
  3. Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richten.
  4. Programme für Bewegung und gesunde Ernährung in Kitas und Schulen verstärken.
  5. Mitwirkung aller betroffener Ressorts bei der Weiterentwicklung des Präventionsgesetzes (Gesundheits-, Wissenschafts-, Sozial- und Landwirtschaftspolitik).
  6. Wir fordern, das bestehende Recht von Kindern mit Typ-1-Diabetes auf ungeschränkte Teilhabe an Bildung umzusetzen.
  7. Implementierung der Selbsthilfe in die Disease Management Programme, DMP.
  8. Gezielter Einsatz von qualifizierten, ehrenamtlichen Patienten*innen-Coaches zur Unterstützung der Diabetesbetroffenen – damit diese ihren Diabetes-Alltag in der Zeit zwischen den DMP-Terminen besser bewältigen.
  9. Die weitere Kommerzialisierung und Privatisierung der Krankenhäuser stoppen. Überführung des gegenwärtigen Krankenhaus-Finanzierungssystems (DRG) in ein System, das sich am Gemeinwohl orientiert und Überschüsse reinvestiert.
  10. Sicherstellung der diabetischen Fachabteilungen in zentralen Kliniken - für eine hochwertige Versorgung der von Diabetes betroffenen Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen durch qualifiziertes Fachpersonal.
  11. Die Bedeutung der „Sprechenden Medizin“ (Aufklärung und Beratung, Zeit am Bett, psychologische Betreuung etc.) muss anerkannt und im Finanzierungssystem adäquat abgebildet werden. 
  12. Erhöhung der Diabetes-Kompetenz bei den Fachdisziplinen. Patient*innen mit der Nebendiagnose Diabetes sind häufig nicht gut abgesichert.
  13. Zügige Einführung der elektronischen Diabetesakte, eDA.
  14. Digitale Gesundheitsanwendungen, telemedizinische Leistungen und Videoschulungen müssen Bestandteil des DMP werden. Wir fordern die Anonymisierung der Gesundheitsdaten bei der Weiterverarbeitung und Datennutzung zur Versorgungsforschung. 
  15. Wir fordern die doppelte Widerspruchslösung bei Organspenden, damit mehr Leben gerettet werden können.

 

Wir, die Diabetiker Allianz, haben die Parteien angeschrieben und um Stellungnahmen gebeten. Wir halten Sie auf dem Laufenden!

 

(Quellenangaben: OECD 2019, Statistisches Bundesamt 2021)