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DiabetesCamp 2016: Burhave - Abenteuer Wattenmeer

Erlebnisreich und voller gewonnener Erfahrungen war das diesjährige DiabetesCamp für Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 17 Jahren und mitreisenden Erwachsenen - Elternteile und selbst Betroffene. Vom Diabetikerbund Bayern veranstaltet fand es heuer im fernen Norddeutschland statt. Genau genommen logierten die 58 Kinder, 20 Betreuer und Erwachsene im frisch renovierten AWO-Ferienhaus in Burhave-Butjadingen.


Die Betreuer und „ihre“ Kinder mussten sich nach der staubedingten späteren Ankunft der Busse aus Regensburg/München und Nürnberg erst ein wenig zusammen finden. Doch es war erfreulich festzustellen, dass viele Kinder sich schon selbst gut mit ihrem Diabetes auskennen. Andere zogen ihnen im Laufe der Woche nach. Dazu trugen vor allem die Lerneinheiten zu Ernährung, Konfliktlösung und Diabetestherapie durch die begleitenden Diabetologen Dr. Horst Seithe und Dr. Dominik Böcker sowie durch Martina Selbach, Ingeborg Schumann und Sabine Schwertel, Diabetesberaterin bzw. Diätassistentin bei. Ganz wichtig und weitreichend war natürlich die Unterweisung in Nutzung des Flash-Glucose-Systems Freestyle Libre® durch die Diabetesberaterin und Diabetes-Nanny Ingeborg Schumann, die aus Forchheim mitgekommen war. Dem Bayerischen Diabetikerbund war es wie angekündigt gelungen, von der Firma Abbott Diabetes Care für jedes Kind das neue FGM-System zu bekommen. Alle Kinder erhielten einen eigenen Scanner, den sie am Ende des Camps mit nach Hause nehmen durften.Was dieser kann und wie die Kurven der Glukoseverläufe zu beurteilen sind, erklärte Ingeborg den jüngeren und älteren Kindern umfassend und unermüdlich. Die Werte jedes Teilnehmers wurden täglich in die sechs Laptops, die die Barmer GEK zur Verfügung gestellt hatte, eingelesen und ausgewertet.


Toller Zusammenhalt


An dieser Stelle sei hervorgehoben, dass innerhalb der ganzen Gruppe eine ungeheure Hilfsbereitschaft bestand. Sei es, weil jemand Unterzucker hatte, weil ein Katheterpflaster abgegangen war oder weil beim Essen die glutenfreie Kost extra geholt werden musste. Dies waren nur einige Beispiele. Dabei ging die Hilfe über die Kleingruppengrenzen hinweg.

 

Loslassen - die Herausforderung für Eltern


Für viele Eltern war es spannend zu sehen, wie ihre Kinder ohne ihr Eingreifen zusammen mit den Betreuern ihren Diabetes meisterten und was sie von anderen Kindern lernten. Für andere Eltern war dies eine hohe, mit einigen Sorgen begleitete Herausforderung. Doch die Betreuer waren erfahren, weil selbst betroffen und/oder zum wiederholten Male dabei. Auftretende Fragen oder Probleme wurden immer schnellstens gelöst - bei Bedarf unter Hinzuziehen der Fachkräfte. Die erforderliche Flexibilität, Improvisationsgeschick und Freude schweißten Kinder und Betreuer zusammen.

 

Miteinander lernen, miteinander Spaß haben


Neben den Lerneinheiten stand natürlich der Spaß mit auf dem Programm. Zum einen galt es, die faszinierende Landschaft des Weltnaturerbes Wattenmeer, die See, die Schifffahrt und das Deichleben zu entdecken. Zum anderen verschafften Ausflüge zur Schäferei, Käserei und in die Spielscheune Burhave freudige Abwechslung. Die Wanderung im Watt war für die Jüngeren spielerisch angelegt, für die Älteren mit mehr Wissensvermittlung versehen. Faszinierend für beide war das Leben des Wattwurms, der in einer u-förmigen Röhre vorne das Wattsediment in sich hinein frisst und den Sand am anderen Ende entsorgt. Diese wie Spaghetti aussehenden Kothäufchen zierten den gesamten Boden des Schlickwatts und erregten Ekel wie auch Ausbrüche der Begeisterung gleichermaßen. Zitiert sei unser Wattführer „So macht der Wattwurm das fünf Jahre lang, bei Ebbe oder Flut, dann stirbt er eines natürlichen Todes“. Beeindruckend zu sehen, war auch die Leistung der Herzmuscheln. Zwei Gläser wurden mit brackigem, grauem Wattwasser gefüllt und am Steg abgestellt. Nach Rückkehr vom Wattspaziergang, den die meisten barfuß genossen, war das Wasser mit den Herzmuscheln klar „und könnte entsalzen als Trinkwasser genutzt werden“, erklärte der Wattführer. Wir haben`s beim Bewundern der Klarheit belassen.


Warum sind Schafe auf dem Deich?


Doch nicht nur im Watt, auch auf dem Deich gab es viel zu entdecken. Aus dem Fenster unserer Unterkunft blickten wir direkt auf ihn und die ihn pflegenden Schafe. Sie sind ganz wesentlich für den Erhalt des Deiches. Mit ihrem Körpergewicht treten sie den Deich zuverlässig fest, ohne ihn zu beschädigen und sie grasen ihn ab. Pro Hektar des 142 Kilometer langen niedersächsischen Deiches sind daher 70 Mutterschafe mit Lämmern zu halten, schreibt die Deichgenossenschaft vor. Das war in der Deichschäferei zu erfahren und auch, warum Schafe im Herbst eineinhalb Tage lang ohne Unterlass blöken Schafsmütter und ihre Lämmer erkennen sich am Aussehen, an der Stimme und am Geruch. Nach der Schafschur müssen sie sich mittels Blöken wieder zusammen finden. Aber auch sonst erregte so manches Lamm Aufmerksamkeit, das verzweifelt und suchend über den Deich rannte und laut nach seiner Mama „rief“.


Für uns bayerische Besucher gab es also viel zu lernen und zu erleben. Angenehm schmackhaft war der Besuch der Käserei am Hof Butendiek, die uns nach der Führung mit „Sultans Freude“, „Scharfer Käthe“ oder anderen selbstgemachten Bio-Käsesorten verwöhnte.


Für die teils mitgereisten Eltern waren die Gespräche mit Dr. Seithe und Ingeborg Schumann zu Diabetes- und zu Libre®-Fragen überaus wertvoll. Dr. Seithe und Bernd Franz boten zudem an zwei Abenden Elterngespräche an. An einem weiteren Abend waren die Eltern zu einem Gesprächsabend ins Kachelstübchen eingeladen. Neben vielen individuellen Themen war ein Ergebnis dieses Abends: 2017 wird im <link>DiabetesCamp Otzing für Kinder bis 14 Jahre wieder selbst gekocht – spontan haben sich zwei Elternpaare bereit erklärt, im Küchenteam mitzuwirken!


In Otzing wird wieder selbst gekocht


Dass Seeluft bekanntlich hungrig macht, zeigte sich auch auf der Ausflugsfahrt mit dem Schiff Wega II – wir hatten es komplett für uns alleine. Für die ganz Hungrigen, denen die mitgebrachten Lunchpakete nicht reichten, gab es hier leckere Erbsen- oder Gulaschsuppe. Einige Seehunde konnten wir auf der angepeilten Sandbank entdecken und zum historischen Leuchtturm erzählte uns die Kapitänin viel zum Leben am Meer auf dem Leuchtturm.


Nicht vergessen werden darf das Fußballspiel Kinder gegen Betreuer/Eltern. Mit dem 4:4 gewannen die Kinder in jeder Hinsicht. Auch hier leisteten die Libre®-Sensoren und die reichlichen Not-BEs wertvolle Dienste. Einige erlebten zum ersten Mal, wie toll es ist, wenn man mal schnell scannen kann und weiß, wie der BZ steht, anstatt auf dem Kunstrasenplatz erst den Teststreifen auspacken, die Finger irgendwie zu reinigen und sich blutig messen zu müssen. Welch Gewinn!!


Viel zu schnell vorbei - DANKE!


Bevor das zwar organisatorisch herausfordernde, aber für die Teilnehmer überaus tolle DiabetesCamp nach acht erlebnisreichen Tagen zu Ende ging erlaubten sich die Camp-Teilnehmer beim Abschlussabend so manchen Spaß mit ihren Betreuern. Sie ließen sie mit Bobby-Cars ebenso einen Slalom fahren wie den altbekannten Ententanz vorführen. Wir sagen Dank den Organisatoren Elisabeth und Bernd Franz, den Betreuern, dem DiabetesTeam und den weiteren Helfern, die sich alle mit Herz und ehrenamtlich für selbstbewusste, selbständige Kinder und Jugendliche mit Diabetes einsetzen! (Angela Boschert)

Vielen Dank allen Förderern des Camps

Wir danken allen Personen und Institutionen, die das DiabetesCamp 2016 finanziell unterstützt haben:

  • Bezirk Mittelfranken
  • Aktion Mensch
  • Barmer GEK
  • R+V Versicherung
  • ARGE der gesetzlichen Krankenkassen in Bayern

und bei allen, die auf eine Nennung verzichtet haben.

Spannende Wattwanderung!
Wie entsteht unser Käse?
Wir alle waren dabei!
Ein Wattwurm!
Voller Einsatz aller Betreuer - hier Martin Wellner
Unsere Unterkunft!