Kolumne

Corona, FFP-2-Masken und „schwerer Diabetes“

Eigentlich will ich Corona, Covid-19 und alles drumherum gar nicht mehr thematisieren. Zu lange beherrscht es unseren Alltag. Wir sind geduldig, die meisten halten sich an die sich ständig ändernden Vorgaben: was ist heute in meiner Region möglich? Man kommt oft nicht mehr wirklich mit! Oder geht es nur mir so?

Für einige läuft das (Arbeits-)Leben fast normal, einige sind völlig überlastet – andere haben große Zukunftssorgen, weil ihre Branchen durch die Beschränkungen stark betroffen sind. Eltern stemmen Home-Betreuung und Homeschooling neben dem eigenen Job. Unseren Kindern und Jugendlichen fehlen Kontakte zu Gleichaltrigen, die sie so dringend für ihre Entwicklung brauchen. Uns allen fällt die Einschränkung von sozialen Kontakten schwer, ebenso fehlende Sportmöglichkeiten im Verein, Fitnessstudio usw. – ja, und das Fernweh: endlich mal „Tapetenwechsel“!

Wir wünschen uns alles wieder zurück – am liebsten sofort! Doch wir wissen auch: Das geht aktuell nicht! Aber bis wann? Wenn wir das einigermaßen verlässlich wüssten, würde der Verzicht leichter fallen, wir könnten uns am „Countdown“ festhalten!

Juhu – Hoffnung ist seit Dezember in Sicht! Mittlerweile sind schon mehrere Impfstoffe da – und es kommen weitere hinzu. Respekt und Applaus!!! Sie wirken alle, aber wirken sie auch gegen die Mutanten? Werden die Lieferungen endlich planmäßig und verlässlich laufen – und Impfkapazitäten bedarfsgerecht zur Verfügung stehen? Wenn ja, wäre endlich Licht in Sicht am Ende dieses langen Tunnels!

Bis dahin werden die Nerven immer wieder blank liegen. Dieses ewige Hoffen und Bangen: Ob wir wirklich alle bis zur Bundestagswahl ein Impfangebot erhalten haben? Und unsere Kids? Stand Mitte März fehlt mir daran der Glaube. Und damit steh ich nicht allein! Wir alle sind „durch“ und verständlicherweise oft dünnhäutig. Was uns sonst nie „kratzen“ würde, wiegt jetzt viel schwerer.

Viele drückte rund um den Jahreswechsel der Schuh zum Thema FFP-2-Masken-Berechtigungsscheine für alle Typ 2-Diabetiker - für Typ 1 nur über 60 Jahre! Was sollte das? Viele Anfragen erreichten uns mit Fragen zum Wieso und der Bitte, uns zu kümmern. Deshalb sind wir den Weg der offenen Briefe sowohl auf Landes- wie auf Bundesebene gegangen (s. hier und hier). Viele haben das begrüßt, andere sahen es anders! Warum? Wir betonen immer wieder: Typ-1-Diabetiker sind genau so leistungsfähig wie Gesunde. Sie können alles erreichen und machen. Und dann fordern wir die Berechtigungsscheine für die Masken aufgrund einer besonderen Gefährdungslage? Und die Hochstufung in der Impfpriorisierung? Wie passt das zusammen?

Zu den Masken ging es den meisten um Gerechtigkeit – warum erhält ein 40-jähriger Typ-2-Diabetiker diese vergünstigten Masken, ein gleichaltriger Typ-1-Diabetiker aber nicht? Warum nicht generell alle Diabetiker, alternativ alle ab 60? Klar, viele Typ-2-Diabetiker leiden schon bei der Diagnose an Begleiterkrankungen – die kann der Typ-1-Diabetiker aber aufgrund einer statistisch in diesem Alter schon längeren Erkrankungsdauer auch haben!

In dieser schnelllebigen Pandemiezeit wahre Gerechtigkeit unter Einbeziehung aller Details zu erreichen, ist schwer möglich. Es wird alles kurzfristig aus dem Boden gestampft - oft zu schnell fürs Mitdenken der Umsetzung in der Praxis.

Was heute gilt, ist morgen häufig schon wieder überholt. Wir wünschen uns das Abklingen der Pandemie. Alle Impfwilligen hoffen endlich auf ihren Impftermin – sei es im Impfzentrum oder beim Hausarzt. Wir sind müde, wütend, enttäuscht, erschöpft – und wissen trotzdem: Wir müssen da durch – mit Ruhe, Zuversicht, Geduld und viel Vertrauen.

Eine Frage: Wer bitte kann mir erklären, was ein „schwerer“ bzw. „leichter“ Diabetes ist? Gerade jetzt fallen diese Begriffe öfter. Aber was ist denn ein schwerer Diabetes? Nehmen wir die Impfpriorisierung, gültig Anfang März, zur Hand: Diabetiker mit einem HbA1c 7,5 % oder höher wurden der Kategorie 2 zugeteilt, wären also früher geimpft worden als Diabetiker mit einem HbA1c unter 7,5 % (Kategorie 3). Hmm - da fragte sich so mancher, der tagtäglich viel Mühe und Engagement ins Diabetesmanagement steckt für einen niedrigen HbA1c, ob er hier wegen der Priorisierung nicht umdenken sollte! [Galt schnell nicht mehr - ab Mitte März wurde unterschieden in Diabetes mit Folgeerkrankungen (2) und ohne (3).]

Zurück zur Begrifflichkeit „schwerer Diabetes“ - den gab es schon vor Blutzuckerselbstmessung und HbA1c, das kann es allein nicht sein. Also: Bezieht sich das evtl. auf alle, die pieksen und spritzen müssen? Oder betrifft es die Diabetiker mit Begleiterkrankungen??? Ich suche zusammen mit vielen anderen nach der Antwort. Helfen Sie uns: Haben Sie die Lösung parat? Was ist Ihre Definition? Stört Sie der Begriff - oder nicht? Ich freue mich auf Ihre Rückmeldungen!

Ihre
Ihre Marion Köstlmeier

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