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Brauche ich ein Hörgerät?

„Ich höre schlechter! Brauche ich ein Hörgerät?“ war das Vortragsthema von Frau Dr. Weinzierl, Fachärztin für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO) und Allergologie in Nürnberg, in der Röthenbacher Selbsthilfegruppe.

Zunächst erläuterte sie, wie das Hören funktioniert. Anschließend erklärte sie die Ursachen und Formen der Schwerhörigkeit – und wies hierauf hin: Die durch Diabetes verursachte Schwerhörigkeit ist meist eine Hochtonschwerhörigkeit. Der Hochtonbereich ist wichtig für die Deutlichkeit der Sprache. In ihm sind die Konsonanten angesiedelt, besonders die Zischlaute. Im Tieftonbereich liegen die Vokale. Menschen mit einer Hochtonschwerhörigkeit hören ihre Gesprächspartner mit normaler Lautstärke, meinen aber, die anderen würden „nuscheln“.
Gerade unter Diabetikern gibt es eine hohe Dunkelziffer.

Einige aus der Gruppe wissen von ihrer Schwerhörigkeit. Doch wie merkt man das?

  • Familienmitglieder oder Nachbarn beschweren sich über den zu lauten Fernseher/Radio
  • Schwierigkeiten beim Telefonieren
  • Geräusche werden nicht mehr richtig wahrgenommen oder sogar überhört (Klingel, Telefon, Vogelgezwitscher)
  • Probleme beim Sprachverstehen in einer Umgebung mit Hintergrundgeräuschen, z.B. bei Gesprächen in einer Gruppe

Sollte sich eines dieser Symptome bemerkbar machen, suchen Sie bitte einen HNO-Arzt auf! Nach einem Hörtest zeigt sich, was und wie viel noch verstanden wird (hohe Töne, tiefe Töne, Sprechlaute) und ob ein Hörgerät angebracht ist.

Das ist wichtig, denn: Schwerhörigkeit ist auch ein Risikofaktor für Demenz - Schwerhörige ohne Hörgerät haben ein um 69 % erhöhtes Risiko, an Demenz zu erkranken, so Frau Dr. Weinzierl. Es gibt also Gründe genug, um die Versorgung mit einem Hörgerät nicht aufzuschieben! Je länger man wartet, desto schwieriger wird es.

Man bekommt ein Rezept, meist für zwei Geräte, denn nur mit beiden Ohren ist räumliches Hören möglich. Mit diesem Rezept geht man zum Hörgeräteakustiker. Die Auswahl des für Sie“ passenden“ Hörgerätes kostet Zeit, die Sie sich nehmen müssen und die Ihnen der Akustiker Ihres Vertrauens auch gewähren sollte. Ein Tipp: Sie können sich auch unverbindlich beraten lassen, ohne gleich die Verordnung auf den Tisch zu legen.

Es gibt „Im-Ohr-Geräte“ und „Hinter-dem-Ohr“-Geräte. Die „Im-Ohr-Geräte“ wirken weniger plump als die „Hinter-dem-Ohr“-Geräte“, haben jedoch einige Nachteile. Gerade für die Versorgung der diabetischen Schwerhörigkeit sind sie nicht so gut geeignet. Fr. Dr. Weinzierl stellte uns die verschiedene Modelle vor, die momentan zur Wahl stehen. Das Wichtigste ist jedoch, dass der Betroffene das für ihn passende Hörgerät findet und damit wieder die ganze Palette der unterschiedlichsten Geräusche wahrnehmen kann.

Diese Informationsfülle warf natürlich Fragen auf, die Frau Dr. Weinzierl geduldig beantwortete. Wir dankten ihr mit viel Applaus und einem kleinen Präsent. (Brigitte Laue)